Z Gastroenterol 2006; 44 - CV08
DOI: 10.1055/s-2006-951117

Bedeutung der radikalen Operation mit systematischer Lymphadenektomie für die Prognose des papillären Schilddrüsenkarzinom im UICC Stadium T1

H Bittscheidt 1, N Emmanouilidis 1, R Lück 1, J Klempnauer 1, GFW Scheumann 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Hannover, Germany

Im nordeuropäischen Raum beträgt der Anteil der differenzierten Schilddrüsenkarzinome über 60%, darunter bilden die papillären Schilddrüsenkarzinome (PTC) die größte Gruppe. Verglichen mit anderen Malignomen weisen diese abhängig vom Tumorstadium und Therapie eine im Verhältnis gute Prognose mit einer 5- und 10- Jahres Gesamtüberlebensrate von über 90% auf. Die Indikation zur radikalen Operation nicht nur des weit fortgeschrittenen und bereits diagnostiziert lymphogen metastasierten Karzinoms sondern auch bei T1 Tumoren <1cm wird zum Teil kontrovers diskutiert. Ziel der Auswertung ist die Untersuchung der Bedeutung der operativen Therapie sowie weiterer Prognose beeinflussender Faktoren. Im Zeitraum zwischen 1973–2000 wurden 1005 an malignen Schilddrüsentumoren Erkrankte und davon 566 Patienten mit einem PTC an der Medizinischen Hochschule Hannover operiert. Zur Untersuchung der frühen T1 Karzinome wurden nicht invasiv wachsende Tumore <1cm separat ausgewertet. Bei 15,7% der Patienten (89) mit PTC lag zum Zeitpunkt der Operation ein T1 Stadium vor. Bereits in 37,1% der Fälle (33) mit PTC-UICC Stadium T1 fanden sich retrospektiv in der Histologie uni- oder bilaterale Lymphknotenmetastasen und bei 1% (1) der Patienten mit T1 Karzinom bestand zum Zeitpunkt der Operation das Stadium M1. Histopathologische Untersuchungen belegen bei nachgewiesenem PTC in bis zu 80% der Fälle okkulte Tumorzellverbände im kontralateralen Schilddrüsenlobus. Ausserdem besteht nur nach vorheriger Thyreoidektomie die Möglichkeit einer anschließenden Radiojodtherapie zur sicheren Elimination von Residualgewebe und des postoperativen Thyreoglobulinmonitorings. Fazit: Aufgrund eigener und in der Literatur beschriebener Daten muss daher auch bei dem frühen papillären Schilddrüsenkarzinom T1 <1cm ohne vordiagnostizierte Lymphknotenmetastasen die totale Thyreoidektomie mit radikaler Lymphadenektomie des Kompartimentes I gefordert werden.