Z Gastroenterol 2006; 44 - CP19
DOI: 10.1055/s-2006-951102

Laparoskopische Stomaanlage – Methode der Wahl?

J Nolde 1, R Keller 1, O Schwandner 2, HP Bruch 1
  • 1Universität Lübeck, Klinik für Chirurgie, Lübeck, Germany
  • 2St. Josef Krankenhaus, Klinik für Chirurgie, Regenburg, Germany

Einleitung: Die Anlage eines Stomas als temporäre oder defintitve Behandlung gehört zu den gängigen Interventionen in der kolorektalen Chirurgie. Da es sich hierbei um ein nicht-resezierendes Verfahren ohne die Notwendigkeit der Anlage einer intestinalen Anastomose handelt, scheint die Laparoskopie mit allen Ihren bekannten Vorteilen hierfür besonders geeignet zu sein.

Patienten und Ergebnisse: Im Zeitraum von 1994–2004 wurden an unserer Klinik bei 101 Patienten (50 Männer, 51 Frauen, mittleres Alter 56,6 Jahre) laparoskopische Stomaanlagen durchgeführt. Die häufigsten Indikationen waren fortgeschrittene, nicht-resezierbare kolorektale Karzinome (n=45), maligne Tumoren im Becken (Zervix-, Ovarialkarzinome sowie Prostatakarzinome) (n=20), und komplexe Fistelsysteme beim perianalen Crohn (n=19).

Bei zwei Patienten mit einem Prostata- bzw. Ovarialkarzinom musste aufgrund einer Darmwandverletzung bzw. ausgeprägtester Adipositas zum offenen Vorgehen konvertiert werden (Konversionsrate 1,98%). Bei 99 Patienten konnte der Eingriff laparoskopisch beendet werden, wobei 41 doppelläufige Ileostomien, 46 doppelläufige Kolostomien und 12 endständige Sigmoidostomien durchgeführt wurden. Bei 11 Patienten traten postoperative Komplikationen auf (Morbiditätsrate 11,1%), von denen 6 konservativ behandelt werden konnten (prolongierte Darmatonie (n=2), Pneumonie (n=2), Harnwegsinfekt (n=2). Bei 5 Patienten wurde eine chirurgische Revision notwendig (Re-Operationsrate: 5,1%): ein parastomaler Abszess (Drainage), eine Stomaretraktion (laparoskopische Neuanlage), bei 2 Patienten trat ein mechanischer Dünndarmileus auf (Dünndarmteilresektion), eine parastomale Hernie (Faszienverschluss), sowie eine Nachblutung (Re-Laparoskopie). Die mittlere Operationsdauer betrug 74,4 Minuten (30–245 Minuten). Die mittlere Verweildauer lag bei 9,5 Tagen (3–44 Tagen). Im Follow-up nach einem Jahr traten keine weiteren Stoma-assoziierten Komplikationen auf.

Schlussfolgerung: Die Vorteile der laparoskopischen Stomaanlage liegen in der niedrigen Morbiditäts- und Reoperationsrate. Die laparoskopische Stomaanlage stellt unseren Erfahrungen nach eine sinnvolle Alternative zur konventionellen Technik dar und wird an unserer Klinik als Methode der Wahl durchgeführt.