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DOI: 10.1055/s-2006-950978
Schweres Reizdarmsyndrom (RDS): Geringere intestinale Motilitätsstörungen bei gleicher Einschränkung der Lebensqualität im Vergleich zur chronischen intestinalen Pseudoobstruktion (CIPO)
Hintergrund: Sowohl bei CIPO als auch bei schwerem RDS wurden intrinsische und extrinsische Neuropathien als Ursache intestinaler Motilitätsstörungen nachgewiesen. Beide Erkrankungen führen zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität (LQ).
Ziele: Vergleich der intestinalen Motilität und der LQ bei diesen beiden Krankheitsbildern.
Methodik: Dünndarmmotilität und LQ wurden bei 12 Gesunden und Patienten mit schweren abdominellen Symptomen mittels einer Dünndarmmanometrie bzw. eines standardisierten Fragebogens (SF-36) prospektiv evaluiert. Die Manometrie wurde als pathologisch klassifiziert, wenn mindestens 2 Parameter abnormal waren (Motilitätsindex (MI), Phase III-Charakteristika und vorzeitiges Wiederauftreten postprandial, Zahl sog. Cluster, Bursts oder giant migrating contractions).
Ergebnisse: Insgesamt nahmen 54 Patienten an der Studie teil, 6 hatten eine CIPO, 9 ein schweres RDS (Diagnose anhand klinischer Daten). Außerdem wurden Patienten mit “slow transit constipation“, funktioneller Dyspepsie, larvierter mechanischer Obstruktion und bekannten neurologischen Erkrankungen eingeschlossen, deren Daten aber im Rahmen der aktuellen Studie nicht analysiert wurden. Der MI war bei RDS Patienten im Vergleich zu Gesunden erniedrigt (p=0,04), aber höher als bei CIPO (p=0,02). Fehlen oder pathologische Propagation der Phase III war bei RDS seltener als bei CIPO (Tab.). Die LQ war bei RDS und CIPO Patienten jeweils ähnlich stark reduziert im Vergleich zu Gesunden (Tab.).
|
Path. MI (1) |
Path. Phase III (2) |
Path. Manometrie |
LQ (SF-36) |
Gesunde |
0% |
8% |
0% |
139±1 |
RDS |
56% |
33%* |
67% |
75±7** |
CIPO |
83%** |
83%** |
100% |
85±7** |
(1) in >1 Ableitung; (2) Fehlen oder path. Propagation; * p=0,078 vs. CIPO; ** p<0,01 vs. Gesunde |
Schlussfolgerung: Patienten mit schwerem RDS zeigen ähnliche, aber weniger stark ausgeprägte intestinale Motilitätsstörungen im Vergleich zu Patienten mit CIPO. Bei CIPO Patienten finden sich insbesondere verstärkt Zeichen der intrinsischen Neuropathie. Unsere Ergebnisse stützen somit die Hypothese, dass ein schweres RDS eine attenuierte oder frühe Form einer CIPO sein könnte. Bei RDS Patienten scheinen neben der Motilitätsstörung aber auch andere Mechanismen zur Reduktion der LQ beizutragen, da diese gleich stark eingeschränkt ist wie bei CIPO.