Z Gastroenterol 2006; 44 - P370
DOI: 10.1055/s-2006-950977

Einfluss von Alter, Inkontinenz und Entbindungen auf die Innervation des externen Analsphinkters

H Hinninghofen 1, H Franz 2, A Kowalski 1, R Merletti 3, P Enck 1
  • 1Universitätskliniken Tübingen, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Germany
  • 2Städtisches Klinikum Braunschweig, Gynäkologische Klinik, Braunschweig, Germany
  • 3Politecnico di Torino, Dept. of Electronical Engineering, Turin, Italy

Einleitung: Mittels Oberflächen-EMG wurde die Innervation des externen Analsphinkters bei Patientinnen einer gynäkologischen Klinik untersucht. Ziel war es, die Sphinkter-Innervierung bezüglich Symmetrie/Asymmetrie zu charakterisieren.

Methoden: Untersucht wurden 40 Patientinnen (33–82 Jahre) mit analer Inkontinenz und 129 kontinente Frauen (17–83 Jahre) nach der Geburt. Das Oberflächen EMG wurde während maximaler Sphinkterkontraktion mittels einer Analsonde aufgezeichnet, die drei zirkuläre Ringe mit je 16 Elektroden hatte. Damit wurde die Entstehung (Innervierungszonen; IZ) und Weiterleitung von “motor unit action potentials“ auf drei Ebenen im Analkanal und über die gesamte Zirkumferenz des Sphinkters aufgezeichnet. Die Anzahl und Verteilung der IZ wurde als Maß für Symmetrie/Asymmetrie verwandt. Des weiteren wurden Angaben zu Amplitude und Frequenz des EMGs für den Vergleich von Subgruppen (Alter, Kontinenzstatus, Art und Anzahl der Geburten) genutzt.

Ergebnisse: Mit zunehmendem Alter verringert sich die Anzahl der IZ und die Amplitude. Bei inkontinenten Patienten fand sich ebenfalls eine verringerte Anzahl der Innervierungzonen sowie signifikant geringere Amplituden und signifikant höhere Frequenzen (p< .01). Eine signifikante Asymmetrie fand sich bezüglich der Anzahl der Innervierungszonen (p=.007) sowie der Amplitude (p=.004) und Frequenz (p=.001) des EMG für den dorsal-ventral-Vergleich, jedoch nicht für den rechts-links-Vergleich. Mit zunehmender Zahl der vaginalen Geburten zeigte sich eine verstärkte Asymmetrie der EMG-Parameter, insbesondere bei Frauen mit Inkontinenz (Amplitude: p<.001, Frequenz: p<.03).

Zusammenfassung: Es finden sich signifikante Unterschiede im Oberflächen-EMG des externen Analsphinkters zwischen Patientinnen mit analer Inkontinenz und kontinenten Kontrollen. Mit zunehmendem Alter verringert sich die Anzahl der Innervierungszonen. Die Anzahl der vaginalen Geburten geht mit zunehmender dorsal-ventral Asymmetrie einher.

Schlussfolgerung: Die Befunde weisen daraufhin, dass die Asymmetrie der Innervierung durch Alter und vaginale Geburten beeinflusst wird und eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Inkontinenz spielt.

(Unterstützt mit Mitteln der Fresenius-Stiftung, P48/05//A56/05//F0)