Z Gastroenterol 2006; 44 - P329
DOI: 10.1055/s-2006-950933

Einfluss der Persönlichkeit auf die Lebensqualität nach kolorektalchirurgsichen Tumoroperationen

M Siassi 1, M Weiss 2, F Lösel 2, W Hohenberger 1
  • 1Chirurgische Universitätsklinik Erlangen, Erlangen, Germany
  • 2Lehrstuhl für Psychologie I, Friedrich-Alexander Universität, Erlangen, Germany

Einleitung: Der Einfluss eines Anus praeter auf die Lebensqualität (LQ) wird in der Literatur widersprüchlich beurteilt. Wir wählten einen multimodalen, longitudinalen Ansatz um die Einflussfaktoren für die LQ zu bestimmen.

Methoden und Material: 79 Patienten, mit elektiven an Kolon- bzw. Rektumresektionen wurden eingeschlossen. Alle Patienten wurden präoperativ sowie 3 und 12 Monate, Patienten mit temporärem Stoma zusätzlich 3 Monate nach Rückverlagerung postoperativ untersucht. Neben den klinischen Daten wurden präoperativ Persönlichkeit und Kohärenzsinn sowie zu allen Untersuchungszeitpunkten Lebensqualität mittels zweier Fragebögen (SF-36, GLQI) und Krankheitsverarbeitung untersucht sowie ein semistandardisiertes Interview durchgeführt.

Ergebnisse: In den bivariaten Analysen zeigten sich nur geringe Unterschiede, v. a. in der körperlichen LQ. Unterschiede zwischen Kolo- und Ileostomata bestanden nicht. Die Interviews konnten Probleme in den Bereichen Alltag und Sexualität aufdecken, die der alleinigen Auswertung der Fragebögen entgingen. Hier zeigten sich auch Unterschiede zwischen den Stomaarten. Ein Jahr postoperativ fanden sich bezüglich der LQ keine Unterschiede mehr zwischen Patienten mit oder ohne Stoma. In der multivariaten Regressionsanalyse zeigte sich in keine der untersuchten LQ Dimensionen ein signifikanter Einfluss des Stomas. Die körperliche LQ wurde zu 17% von der präoperativen LQ und zu 20% von klinischen Symptomen (insb. Schmerzen) vorhergesagt. Die psychische LQ hing zu 11% von der Persönlichkeit (insb. Kohärenzgefühl), zu 8% von der Art der Diagnose und zu 7,5% von aktuellen Beschwerden ab.

Schlussfolgerung: Der Einfluss eines Stomas auf die postoperative Lebensqualität ist insgesamt gering. Bei genauer Untersuchung finden sich jedoch relevante Probleme, die aber durch optimale Versorgung in den meisten Fällen beherrscht werden können. In der multivariaten Analyse zeigte sich, dass vor allem Persönlichkeitsmerkmale und das Kohärenzgefühl einen bisher nicht berücksichtigten, erhebliche Einfluss auf die LQ haben. Dies zu berücksichtigen ist essentiell für eine angemessene postoperative Betreuung dieser Patienten.