Z Gastroenterol 2006; 44 - P328
DOI: 10.1055/s-2006-950932

Hepatozelluläres Karzinom: Analyse der Risikofaktoren – ist Diabetes ein Promotor?

T Kratt 1, R Schwetlick 1, R Viebahn 1, A Kirschniak 1, A Braun 1, A Königsrainer 1
  • 1Chirurgische Universitätsklinik, Tübingen, Germany

Einleitung: Retrospektive Untersuchung bezüglich Risikofaktoren, non-zirrhotischer Verlaufsformen bzw. der Ursachen eines HCC im deutschsprachigen Raum.

Methoden und Material: Retrospektive Auswertung: 224 Patienten mit gesichertem hepatozellulärem Karzinom einer Chirurgischen Universitätsklinik im Verlauf von 11 Jahren.

Ergebnisse: Geschlechtsverteilung: deutlich überwiegender Anteil männlicher Pat. (84% Männer –16% Frauen/Verhältnis 5:1) Altersverteilung: Mittelwert 59,9 Jahre (Standardabweichung 10 Jahre – Range 11 bis 83 Jahre). 83% der Patienten waren zwischen 50–74 Jahre alt. 62% der Pat. hatten eine Leberzirrhose (n=139). 45% der Pat. mit HCC waren Alkoholiker (n=101). Von den HCC-Pat. mit Leberzirrhose (n=139) waren etwa 58% Alkoholiker (n=80), davon 51 Patienten ohne zusätzliche Hepatitis. Etwa 21% aller HCC-Pat. mit Alkoholanamnese hatten keine Leberzirrhose-Zeichen (21/101). 38% aller HCC-Pat. waren mit dem Hepatitis-B-oder Hepatitis-C-Virus infiziert (n=85); davon waren 14% (n=12) doppelinfiziert (Hep. B+C). Von allen HCC-Pat. mit Hepatitis-Genese (n=85) hatten 80% eine Leberzirrhose (n=68). 21% der Pat. mit Leberzirrhose hatten sowohl eine Alkoholanamnese wie auch eine Hepatitis (n=29). Etwa 28% aller Pat. waren Diabetiker (n=62; vor allem Pat. zwischen 55–74 Jahren). Lediglich bei 52% der Pat. war präoperativ eine tumorsuspekte Erhöhung des AFP festzustellen. Das Vorliegen einer Leberzirrhose hat keinen Einfluss auf das Vorliegen/die Höhe des Tumormarkers AFP. Bei lediglich 21% aller Patienten lag ein frühes Tumorstadium vor (Stadium II; in keinem Fall Stadium I) – die überwiegende Anzahl der Pat. bot bei Erstdiagnosestellung bereits ein fortgeschrittenes Tumorstadium (28% Stadium III; 42% Stadium IV a; 9% Stadium IV b).

Schlussfolgerung: Im Gegensatz zum asiatischen Raum steht hierzulande die äthyltoxische HCC-Genese im Vordergrund. In 38% der Fälle tritt ein HCC ohne vorausgehende Leberzirrhose auf. AFP eignet sich nur bedingt zuverlässig zur Erstdiagnosestellung eines HCC. Auffällig ist ein überdurchschnittlich hoher Anteil an HCC-Patienten mit diabetischer Stoffwechsellage (28%).