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DOI: 10.1055/s-2006-950919
Bedeutung von Malignomen außerhalb des Tumorspektrums bei Patienten mit molekulargenetisch-gesichertem hereditären nichtpolypösen kolorektalen Karzinom
Hintergrund: Das hereditäre nicht-polypöse kolorektale Karzinom (HNPCC) ist durch das frühzeitige, familiär gehäufte Auftreten von Karzinomen des Kolons, Rektums, Endometriums, Ovars, Dünndarms und Urothels gekennzeichnet. Keimbahnmutationen der DNA-Mismatch-Reparatur-Gene MLH1 und MSH2 sind bei der Mehrzahl der Patienten mit HNPCC nachweisbar und bedingen den in Tumoren auftretenden Mutatorphänotyp (Mikrosatelitteninstabilität, MSI). Ziel der Arbeit war es anhand eines molekulargenetisch charakterisierten Kollektives von Familien mit HNPCC die Inzidenz von Malignomen außerhalb des HNPCC-Tumorspektrums zu untersuchen.
Methodik: Im Zeitraum von Januar 1998 bis Dezember 2005 wurden Familien mit HNPCC mittels einem standardisiertem Fragebogen nach dem Auftreten von Tumorerkrankungen innerhalb der Familie befragt. Es wurden nur Familien mit Mutationsnachweis oder mit positiven Amsterdamkriterien und MSI-Nachweis berücksichtigt. Verfügbares Paraffinmaterial von Tumoren außerhalb des HNPCC-Spektrums wurden auf MSI mittels PCR (BAT25, BAT26, D2S123, D5S346 und D17S250) analysiert. Die Expression der Proteine hMLH1 und hMSH2 wurde immunhistochemisch untersucht.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 26 Familien mit insgesamt 112 potentiellen Anlageträgern erfasst. Bei 8 Familien war eine MLH1- und bei 11 Familien eine MSH2-Keimbahnmutation nachweisbar. HNPCC-assoziierte Tumoren traten wie folgt auf: kolorektales Karzinom, n=90; Endometriumkarzinom, n=19; Magenkarzinom, n=8; Dünndarmkarzinom, n=5 und Urothelkarzinom, n=5. Zusätzlich traten die folgenden Tumoren außerhalb des HNPCC-Tumorspektrums auf: Mammakarzinom, n=7; Prostatakarzinom, n=3; Hirntumore, n=3; malignes fibröses Histiozytom/Leiomyosarkom, n=3; Pankreaskarzinom, n=2. Drei Tumoren (malignes fibröses Histiozytom, n=2; Pankreaskarzinom, n=1) zeigten eine MSI mit Expressionsverlust von MLH1 oder MSH2.
Schlussfolgerungen: Malignome des Kolons, Rektums, Endometriums, Dünndarms und Urothels sind die häufigsten Tumoren, die bei Patienten mit molekurgenetisch-definiertem HNPCC auftreten. Seltene Malignome, z.B. ein malignes fibröses Histiozytom, früher als Leiomyosarkom klassifiziert, können jedoch ebenfalls bei Patienten mit HNPCC durch den zugrunde liegenden DNA-Reparatur-Defekt auftreten.