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DOI: 10.1055/s-2006-950868
Selektive Plasmaadsorption zur Behandlung des therapierefraktären cholestatischen Pruritus bei primär biliärer Zirrhose: eine Pilotstudie
Einleitung: Pruritus ist neben Abgeschlagenheit (Fatigue) das häufigste Symptom bei primär biliärer Zirrhose (PBC) und kann zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Die Behandlung therapierefraktärer Patienten (Pruritusintensität ≥5/10 unter Behandlung mit Ursodeoxycholsäure und sequentiell Colestyramin, Rifampicin und Naltrexon) stellt eine besondere therapeutische Herausforderung dar.
Ziele: Die Wirksamkeit von selektiver Plasmaadsorption sollte bei therapierefraktärem cholestatischen Pruritus untersucht werden. Primärer Endpunkt der Studie war die Juckreizintensität. Sekundäre Endpunkte waren die Lebensqualität und der Grad der Abgeschlagenheit.
Methodik: 3 Patientinnen mit therapierefraktärem Pruritus bei PBC wurden mit selektiver Plasmaadsorption an 3 aufeinander folgenden Tagen behandelt. Die Apherese wurde über 2 venöse Zugänge (beide Arme) durchgeführt. Das über einen Plasmaseparator (Plasmaflo OP-05W, Asahi Medical, Tokyo) abgetrennte Plasma wurde über eine Anionenadsorbersäule (Plasorba BR-350, Diamed, Köln) geleitet und reinfundiert. Die Juckreizintensität wurde mit einem Intensitätsscore (0–10) und die Lebensqualität und der Grad der Abgeschlagenheit der Patienten anhand von validierten Selbstbeurteilungstests (Chronic Liver Disease Questionaire; Fisk Fatigue Severity Score) über 28 Tage evaluiert.
Ergebnisse: Mit der Apheresetherapie konnte innerhalb der 1. Woche eine Reduktion des Juckreizes zwischen 21% und 79% (44% mittlere Pruritusreduktion) erzielt werden. In der 2. Woche betrug die mittlere Pruritusreduktion 39%, in der 4. Woche 24%. Die Gallensäurenspiegel im Serum korrelierten nicht mit der Pruritusintensität. Parallel zur Reduktion des Pruritus ließ sich eine Besserung der Lebensqualität zwischen 21% und 64% (Mittelwert: 46%) und der Abgeschlagenheit zwischen 36% und 69% (Mittelwert: 49%) in den ersten 2 Wochen nach Therapiebeginn nachweisen. Die therapeutische Apherese wurde gut vertragen.
Schlussfolgerung: Die selektive Plasmaadsorption ist eine gut verträgliche, wenig invasive und ambulant durchführbare Therapieoption bei therapierefraktärem cholestatischen Pruritus, die prospektiv und randomisiert gegenüber invasiveren Maßnahmen evaluiert werden sollte.