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DOI: 10.1055/s-2006-950837
Werden die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zur Diagnose der Hepatitis C im hausärztlichen Bereich umgesetzt? Eine prospektive Untersuchung von 192 Hausarztpraxen in Deutschland
In Deutschland weiß die Mehrzahl chronisch Hepatitis C-Virus (HCV) Infizierter (>300.000) nicht von ihrer Infektion. Zur ihrer Erkennung empfiehlt das RKI, schon bei leicht erhöhter GPT eine gezielte HCV-Diagnostik durchzuführen.
Fragestellung: Wie wird diese RKI-Empfehlung in deutschen Hausarztpraxen umgesetzt?
Methodik: Von März bis Dezember 2005 wurden von 192 Hausärzten je 200 konsekutive GPT-Werte sowie auf Hepatitis C hinweisende Symptome, Risikofaktoren und die Zahl der anti-HCV-Tests erfasst. Die GPT-Werte wurden stratifiziert (Tab. 1).
Ergebnisse: Es wurden 35151 GPT-Werte ausgewertet. Die Rate der angeforderten anti-HCV-Tests korrelierte mit der Höhe der GPT (Tab. 1). Es wurden 525 anti-HCV-Positive (1,5%) identifiziert, wobei die Rate positiver Befunde pro HCV-Test bei höherer GPT anstieg. Unter den vier nach GPT-Höhe stratefizierten Gruppen fanden sich die meisten positiven HCV-Tests aber bei leicht erhöhter GPT (1–2fach). Die Analyse der 10885 in der bng Online-AWB dokumentierten Patienten zeigt ähnliche Ergebnisse. 36,6% aller HCV-Patienten hatten dort nur 1–2fach erhöhte GPT-Werte (Tab. 1). In beiden Kohorten hatten 22–26% der HCV-Positiven eine normale GPT.
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Untersuchung der 192 Hausarztpraxen |
bng Online-AWB |
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GPT-Tests (n) |
anti-HCV-Tests (n) |
% HCV/GPT-Tests |
HCV-positiv (n) |
% positiv/HCV-Test |
% HCV-positiv/GPT-Gruppe |
HCV-positiv (n) |
% HCV-positiv/GPT-Gruppe |
GPT normal |
27946 |
1749 |
6,3 |
117 |
6,7 |
22,0 |
2836 |
26,1 |
GPT 1–2 x erhöht |
5922 |
2735 |
46,2 |
190 |
7,0 |
37,5 |
3979 |
36,6 |
GPT 2–3 x erhöht |
2242 |
1259 |
56,2 |
160 |
12,7 |
30,1 |
1874 |
17,2 |
GPT > 3 x erhöht |
443 |
298 |
67,3 |
65 |
21,8 |
12,2 |
2196 |
20,2 |
Diskussion: Die Bereitschaft zu einem HCV-Test steigt mit der Höhe der GPT; sie ist am höchsten bei >3fach erhöhter GPT, obwohl die Zahl der positiven HCV-Tests in dieser Gruppe eher niedrig ist. Etwa 60% aller HCV-Patienten haben normale oder nur bis 2fach erhöhte GPT-Werte; die meisten positiven HCV-Tests fallen in die Gruppe mit nur 1–2fach erhöhter GPT.
Schlussfolgerung: Zur Verringerung der Dunkelziffer nicht erkannter HCV-Infizierter sollten – wie vom RKI empfohlen – insbesondere leicht erhöhte GPT-Werte in der Hausarztpraxis konsequenter mit anti-HCV-Tests abgeklärt werden.