Z Gastroenterol 2006; 44 - P235
DOI: 10.1055/s-2006-950832

Hepatitis C Behandlung bei Patienten mit psychischen Erkrankungen, Methadonsubstitutionstherapie oder früherer Drogenabhängigkeit in Vergleich zu Kontrollen

M Schäfer 1, A Mohmand 2, G Janssen 2, M Pich 2, M Schwaiger 2, A Hinzpeter 2, R Sarkar 2, A Friebe 2, V Weich 3, J Halangk 3, T Berg 3
  • 1Kliniken Essen-Mitte, Psychiatrie, Psychotherapie und Suchtmedizin, Essen, Germany
  • 2Charité Campus Mitte, Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin, Germany
  • 3Charité Campus Virchow, Gastroenterologie und Hepatologie, Berlin, Germany

Einleitung: 6–9% der psychiatrischen Patienten und 50–90% der intravenös Drogenabhängigen sind gegenüber 0.2–2% in der Allgemeinbevölkerung chronisch mit den Hepatitis C Virus infiziert. Trotz verbesserter Ansprechraten werden diese Patientengruppen jedoch noch häufig von der antiviralen Therapie mit pegylierten Interferon-alpha (pegIFN-alfa) und Ribavirin ausgeschlossen.

Ziel: In einer prospektiven kontrollierten Studie untersuchten wir die Ansprechraten und Depressionen bei psychiatrischen Risikogruppen im Vergleich zu Kontrollen.

Methode: 70 chronisch HCV-infizierte Patienten (17 Kontrollen, 22 Patienten mit psychischen Erkrankungen, 18 Patienten in Methadonsubstitutionstherapien und 13 Patienten mit früherer Drogenabhängigkeit) erhielten eine antivirale Therapie mit pegIFN-a und Ribavirin.

Ergebnisse: 58.6% aller Patienten zeigten ein langfristiges Ansprechen (SVR). Die Gruppen unterschieden sich bezüglich der SVR nicht signifikant (Kontrollen=58.8%, Psych. Patienten=50%, Methadon=72.2% und früher Drogenabhängige=53.8%). Patienten mit Drogenabhängigkeit oder Substitution hatten einen höheren Anteil an Patienten mit dem HCV Genotyp 3. Früher Drogenabhängige zeigten die höchsten Abbruchraten. Während die psychiatrischen Gruppen vor Therapie signifikant höhere Depressionswerte als die Kontrollen aufwiesen, zeigten die Kontrollen einen signifikant höheren Anstieg der Depressionswerte, so dass sich während der Therapie die Depressionsmittelwerte nicht mehr unterschieden.

Schlussfolgerungen: Psychiatrische Risikopatienten zeigten keine verminderten Ansprechraten und keine erhöhten Depressionsraten während der antiviralen Therapie. Unsere Daten zeigen, dass eine restriktive Therapiehaltung gegenüber den psychiatrischen Risikogruppen nicht notwendig ist. Allerdings wird ein interdiziplinäres Therapiesetting empfohlen.