Z Gastroenterol 2006; 44 - P222
DOI: 10.1055/s-2006-950819

Induktion von „unreifen Effektozellen“ mit suppressorischer Aktivität durch Lebersinusendothelzellen

A Schrage 1, K Eulenburg 2, N Kruse 1, F Blumenthal-Barby 2, S Fillantreau 3, PA Knolle 4, M Zeitz 1, A Hamann 2, K Klugewitz 1
  • 1Charité Campus Benjamin Franklin, Medizinische Klinik I, Berlin, Germany
  • 2Deutsches Rheumaforschungszentrum, Experimentelle Rheumatologie, Berlin, Germany
  • 3Deutsches Rheumaforschungszentrum, Berlin, Germany
  • 4IMMEI, Bonn, Germany

Beobachtungen an Leber-transplantierten Patienten und Ergebnisse tierexperimenteller Untersuchungen legen nahe, dass Lebern, im Gegensatz zu anderen Organen vergleichsweise besser toleriert werden vom Empfängerorganismus und sogar eine Donor-spezifische Toleranz gegen andere Organe desselben Spenders induziert werden kann. Darüber hinaus konnte im Rattenmodell gezeigt werden, dass bei chirurgischer Unterbrechung des Pfortaderblutflusses keine orale Toleranz mehr induziert werden kann. Dies legt nahe, dass in der Leber auch MHCII-Antigene präsentiert und CD4+ T-Zellen moduliert werden können.

Antigen-präsentierende Zellen (APC) in der Leber umfassen u.a. Lebersinusendothelzellen (LSEC), die zumindest bei CD8+ T-Zellen Anergie hervorrufen können.

Durch Knochenmarkstransplantation in der Maus etablierten wir ein Modell der selektiven Antigenpräsentation durch LSEC. An diesem Modell konnten wir zeigen, dass priming von naiven CD4+ T-Zellen durch diese nicht-professionellen APC möglich ist, obwohl LSEC im Vergleich zu Milzzellen schwächere APC sind. Die T-Zellen nehmen allerdings den Phänotyp einer „unreifen Effektorzelle“ an, die keine Zytokine produziert und in vitro suppressorische Eigenschaften besitzt. Die Induktion dieses Phänotypes scheint eine den LSEC inhärente Funktion zu sein, da selbst durch TNFa und IFNg aktivierte LSEC mit deutlich höherer MHCII-Expression keine vollständige Effektorzelldifferenzierung induzieren. LSEC nehmen durch den Scavenger-Rezeptors denaturierte Antigene effizient auf und präsentieren sie, wodurch ihre schwächere APC-Funktion in vivo teilweise kompensiert wird. Insofern suggerieren diese Daten, das die immunmodulatorische Funktion der Leber eine Rolle bei der Aufrechterhaltung der Toleranz gegenüber Nahrungsantigenen besitzt.