Z Gastroenterol 2006; 44 - P141
DOI: 10.1055/s-2006-950728

Einschätzung des Volumen-Defizits bei nekrotisierender Pankreatitis: Vergleich von Intrathorakalem Blutvolumen-Index (ITBI), ZVD und Hämatokrit

W Huber 1, A Umgelter 1, W Reindl 1, K Wagner 1, S von Delius 1, T Weber 1, A Weber 1, M Franzen 1, RM Schmid 1
  • 1Klinikum Rechts der Isar; TU München, II. Medizinische Klinik, München, Germany

Einleitung: Flüssigkeitsdefizit und Hämatokrit- (Hkt)-Erhöhung sind bei der nekrotisierenden Pankreatitis (NP) prognostisch ungünstig. Dies legt eine frühzeitige, Ziel-gerichtete Volumen-Substitution nahe. Hierzu wird bei der NP häufig der ZVD herangezogen. Daten zum Einsatz moderner Hämodynamik-Verfahren wie Thermo-Dilution und Pulskontur-Analyse/PiCCO liegen nicht vor.

Ziele: Ziel unserer prospektiven Studie war es daher, den prädiktiven Wert von ZVD und Hkt bezüglich der mittels PiCCO bestimmten Vorlast-Parameter zu evaluieren.

Methodik: Hierzu wurden bei 11 Patienten mit gesicherter NP binnen 24h nach ICU-Aufnahme insgesamt 44 Hämodynamik-Messungen mittels PiCCO (Pulsion; München) durchgeführt und mit ZVD (n: 1–9mmHg) und Hkt (Volumen-Defizit angenommen bei Hkt ≥40 bei der Frau bzw. Hkt ≥44% beim Mann) verglichen. Statistik: SPSS-Software; Pearson-Korrelation.

Ergebnis: Patientencharakteristika: Alter 56,7±14,4 Jahre; APACHE II-Score 17,9±6,8 (11–32). Während der ZVD mit 12,8±6,5 (Median 12)mmHg erhöht war, war der Intrathorakale Blut-Volumen-Index (ITBI) mit 801,0±112,1 (Median 816; Norm: 850–1000ml/m2) erniedrigt. 27 der 44 Messungen ergaben als Zeichen eines Volumenmangels einen erniedrigten ITBI, während kein ZVD-Wert unter der Norm lag. 27 ZVD-Messungen lagen über der Norm, obwohl normale oder erniedrigte ITBI-Werte vorlagen. Sensitivität, Spezifität, positiv (PPW) und negativ prädiktiver Wert (NPW) des ZVD für Volumenmangel betrugen 0%, 100%, 0% und 40%, für den Volumen-Überschuß (ITBI >1000ml/m2) 67%, 34%, 7% und 93%. Die Treffsicherheit des ZVD lag bei 16%. Der ZVD korrelierte nicht mit dem ITBI (r=-0,179; p=0,245).

Der Hämatokrit lag bei 35,0±7,3 (Median 34)%. Nur bei 7 der 27 Messungen mit erniedrigtem ITBI war der korrespondierende Hkt erhöht. Sensitivität, Spezifität, PPW und NPW der Hkt-Erhöhung bezüglich eines mittels ITBI nachgewiesenen Volumen-Defizits betrugen 26%, 76%, 64% und 39%. Auch der Hämatokrit korrelierte nicht mit dem ITBI (r=-0,158; p=0,307). Die ICU-Mortalität lag bei 1/11 (9,1%).

Schlussfolgerung:

1.) Bei mehr als der Hälfte der Patienten mit NP liegt am Aufnahmetag ein z.T. erhebliches Flüssigkeits-Defizit vor.

2.) ZVD und Hämatokrit sind nicht geeignet, um ein Volumen-Defizit bei Patienten mit NP sicher nachzuweisen.