Hintergrund: Die spezifische Hemmung der Expression von bcl-2 durch siRNA führt zu einer Wachstumshemmung
und Apoptoseinduktion von humanen Pankreaskarzinomzellen in vitro und im Nacktmausmodell
in vivo (Ocker et al., Gut 2005). Die Überexpression anti-apoptotischer Gene der bcl-2-Familie
trägt u.a. zur Resistenz gegenüber Chemotherapie im Pankreaskarzinom bei. Es soll
untersucht werden, ob die RNAi-vermittelte bcl-2-Suppression zu einer gesteigerten
Effizienz von Gemzitabine führt.
Methoden: Humane Pankreaskarzinomzellen wurden in vitro mit siRNA gegen bcl-2 transfiziert
und nach 72h mit unterschiedlichen Konzentrationen Gemzitabine für weitere 24 bis
72h behandelt. Die Apoptoserate wurde durchflusszytometrisch nach Propidiumjodidfärbung
quantifiziert, die Proliferationsrate durch Trypanblau-Ausschlussfärbung bestimmt.
Apoptose-relevante Signaltransduktionswege wurden im Westernblot und durch quantitative
RT-PCR verifiziert. Die Ergebnisse wurden in vivo in einem subkutanen Nacktmausmodell
verifiziert.
Ergebnisse: Die Transfektion von 10 nM bcl-2-spezifischer siRNA führte zu einer mäßigen Induktion
der Apoptoserate (<20%). Gemzitabine führte zu einem linearen Anstieg der Apoptoserate
in Konzentrationen >0.1µM, während 0.01µM wirkungslos blieb. Die Inkubation von Pankreaskarzinomzellen
mit 0.01µM Gemzitabine nach Transfektion von bcl-2-spezifischer siRNA führte zu einer
signifikant gesteigerten Apoptoserate (>50%), während dieser Effekt bei Kontrolltransfektionen
ausblieb. in vivo wurde das Tumorwachstum durch tägliche intraperitoneale Applikation
von bcl-2-spezifischer siRNA zusammen mit 8mg/kg Gemzitabine (jeden 4. Tag) verlangsamt,
während Kontrollbehandlungen ein nicht verlangsamtes Tumorwachstum gegenüber naiven
Tumoren zeigten.
Schlussfolgerung: Die Suppression des anti-apoptotischen Gens bcl-2 durch siRNA führt zu einer spezifischen
Sensitivierung von Pankreaskarzinomzellen für Gemzitabine in sonst wirkungslosen Konzentrationen.
Hierdurch könnte ein verbessertes Therapieansprechen in chemotherapieresistenten Tumoren
erzielt werden.