Z Gastroenterol 2006; 44 - P123
DOI: 10.1055/s-2006-950710

Das Ausmaß der chronischen Pankreasdestruktion bei chronischer Pankreatitis beeinflusst Nervenveränderungen durch den neurotrophischen Faktor Artemin

MW Müller 1, GO Ceyhan 1, F Bergmann 2, M Erkan 1, U Hinz 3, IE Demir 1, T Giese 4, MW Büchler 1, NA Giese 1, H Friess 1
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Abt. für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Heidelberg, Germany
  • 2Universitätsklinikum Heidelberg, Pathologisches Institut, Heidelberg, Germany
  • 3Universitätsklinikum Heidelberg, Statistik und Dokumentation, Abt. für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Heidelberg, Germany
  • 4Universitätsklinikum Heidelberg, Immunologisches Institut, Heidelberg, Germany

Einleitung: Die chronische Pankreatitis (CP) ist gekennzeichnet durch intrapankreatische neurale Alterationen und Infiltration des Perineuriums durch Entzündungszellen sowie starke abdominelle neuropathische Schmerzen. Der Ligand Artemin, ein Mitglied der Glial cell line-derived neurotrophic factor-Familie, kann Schmerzen reduzieren und neurochemische Veränderungen nach Nervenverletzungen normalisieren.

Ziele: Untersuchung der Rolle von Artemin und seinem Rezeptor GFRα3 bei CP.

Methodik: Die Expression von Artemin und GFRα3 wurde mittels QRT-PCR and Western Blot Analyse in Pankreasresektionspräparaten von 66 CP Patienten und von 22 Organspendern bestimmt. Die Ergebnisse wurden mit den pathomorphologischen Veränderungen im Pankreas (Entzündungszellinfiltrat, perineurale Invasion von Immunzellen, neurale Veränderungen, Fibrosegrad) und klinischen Parametern (Schmerz) korreliert. Im Pankreasgewebe erfolgte die Lokalisation von Artemin und GFRα3 mittels Immunohistochemie. Primäre humane pankreatische Stellate-Zellen (hPSCs) wurden isoliert und hinsichtlich einer möglichen Quelle für Artemin mittels QRT-PCR und Immunzytologie untersucht.

Ergebnis: Es zeigte sich eine intrapankreatische Überexpression von Artemin und GFRα3 (p<0.001) bei CP. Artemin konnte in glatten Muskelzellen von Arterien, Schwann'schen Zellen und neuralen Ganglien nachgewiesen werden. Die Artemin-mRNA Spiegel korrelierten mit dem Ausmaß der Entzündung, perineuraler Infiltration von Immunzellen, neuralem Aussproßen und neuraler Hypertrophie, dem Ausmaß der Fibrose und des Schmerzes. Außerdem zeigte sich eine Korrelation zwischen dem Ausmaß der Fibrose und dem Nervenwachstum. HPSCs die niedrige Artemin mRNA Spiegel zeigten konnten durch die Zugabe von TGF-β1 hochreguliert werden.

Schlussfolgerung: Das Ausmaß der nervalen Alteration korreliert direkt mit dem Schweregard der chronischen Pankreasdestruktion bei chronischer Pankreatitis. Da TGF-β1 die Arteminexpression in hPSCs stimuliert, scheint das Ausmaß der pankreatischen Schädigung bei der chronischen Pankreatitis, die neurale Alterationen bei CP direkt zu beeinflussen. Die Korrelation der endogenen Arteminexpression mit dem Schmerz spiegelt den Schwergrad des Entzündungsprozesses und der nervalen Funktionsstörung in der CP wieder.