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DOI: 10.1055/s-2006-950678
Ein neues Tiermodell für Colitis ulcerosa: Die Pathologie resultiert aus dem Zusammentreffen eines suszeptiblen Wirtsorganismus mit einem fakultativem Pathogen
Einleitung: Bei verschiedenen Tiermodellen für chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) wurde gezeigt, dass eine intestinale Flora notwendig ist, damit es zur Erkrankung kommt.
Ziele: Ziel dieser Studie war es bei suszeptiblen Mäusen zu untersuchen, welche Bedeutung die Zusammensetzung der Darmflora in Hinblick auf die Entstehung einer CED hat.
Methodik: Spezifisch Pathogen freie C57BL/6J Interleukin-10 knockout (IL-10 KO) Mäuse mit einer komplexen intestinalen Flora wurden im Alter von 12 Monaten mit einem neuen Urease-negativen enterohepatischen Helicobacter infiziert und 60 Tage nach der Exposition getötet. Als Kontrollen wurden nicht infizierte C57BL/6J IL-10 KO Mäuse und infizierte sowie nicht infizierte Wildtyp Mäuse im gleichen Alter untersucht. Der gesamte Gastrointestinaltrakt wurde histologisch aufgearbeitet und entzündliche Veränderungen wurden mit einem etablierten IBD Score bewertet. Die Infektionskontrolle erfolgte durch eine Helicobacter-spezifische PCR. Mittels t-RFLP wurde die Komplexität der Darmflora bestätigt.
Ergebnis: Nur die Helicobacter infizierten IL-10 KO Mäuse entwickelten eine CED, die dem histomorphologischen Bild einer Colitis ulcerosa des Menschen ähnelte. Die entzündlichen Veränderungen waren auf die Mukosa des Dickdarms begrenzt und zeigten ein kontinuierliches Entzündungsmuster mit Becherzellverlust, Kryptenarchitekturstörungen und -abzessen. Der CED Score der Helicobacter infizierten IL-10 KO Mäusen war zu jeder der anderen drei Gruppen signifikant unterschiedlich (p<0,001). Weder die Helicobacterinfektion in Kombination mit einem nicht suszeptiblen Wirtsorganismus noch ein suszeptibler Wirtsorganismus mit einer komplexen intestinalen Flora ohne Helicobacterinfektion waren ausreichend, um eine CED hervorzurufen. Im Vergleich zu den nicht infizierten Wildtyp Tieren zeigten allerdings die infizierten Wildtyp Mäuse und die nicht infizierten IL-10 KO Mäuse eine leichte Vermehrung der Entzündungszellen.
Schlussfolgerung: In dem hier beschriebenen neuen Tiermodell für Colitis ulcerosa wurde gezeigt, dass die Zusammensetzung der intestinalen Flora entscheidend für die Entstehung einer CED ist. Gilt dies auch bei für CED suszeptiblen Menschen, könnte das zur Krankheitsprävention oder Therapie genutzt werden.