Z Gastroenterol 2006; 44 - P037
DOI: 10.1055/s-2006-950621

Genetische Interaktionen zwischen einen Promotorpolymorphismus im TLR9-Gen und NOD2/CARD15 Mutationen beim Morbus Crohn

HP Török 1, J Glas 1, I Endres 1, L Tonenchi 1, P Lohse 2, T Ochsenkühn 3, W Klein 4, C Folwaczny 5, M Folwaczny 6
  • 1Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Molekulare Gastroenterologie, Chirurgische Klinik und Poliklinik – Innenstadt und Medizinische Klinik und Poliklinik II – Grosshadern, Ludwig-Maximilians Universität, München, Germany
  • 2Institut für Klinische Chemie – Grosshadern, Ludwig-Maximilians Universität, München, Germany
  • 3Medizinische Klinik und Poliklinik II – Grosshadern, Ludwig-Maximilians Universität, München, Germany
  • 4Abteilung Humangenetik, Ruhr-Universität, Bochum, Germany
  • 5Chirurgische Klinik und Poliklinik – Innenstadt, Ludwig-Maximilians Universität, München, Germany
  • 6Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie, Ludwig-Maximilians Universität, München, Germany

Einleitung: Die Ergebnisse mehrerer Untersuchungen deuten auf eine Rolle von Toll-like Rezeptor (TLR)-9 in der Ätiologie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) hin. Das Gen für den TLR9 befindet sich auf dem Chromosom 3p21.3, in einer Kopplungsregion für CED. Funktionelle Studien haben gezeigt, dass TLR9 über die Erkennung von CpG-DNA-Motiven nach deren prophylaktischer Gabe die Entstehung einer Kolitis in Tiermodellen abmildern kann. In der vorliegenden Studie wurden zwei Polymorphismen im TLR9-Gen (-1237 T/C und 2848 A/G) auf eine Assoziation mit CED hin untersucht. Weiterhin wurden Interaktionen zwischen den Polymorphismen und Morbus Crohn-assoziierte Mutationen im CARD15-Gen sowie eine Assoziation mit verschiedenen klinischen Phänotypen getestet.

Methodik: Die Studienpopulation umfasste 602 Patienten mit MC, 349 Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) und 792 Kontrollpersonen. Die Genotypisierung erfolgte mittels PCR und anschließender Restriktionsverdau. Patienten mit MC wurden anhand der Vienna-Klassifikation in klinischen Subgruppen unterteilt.

Ergebnis: Die Häufigkeit des Polymorphismus -1237 T/C war signifikant höher in Patienten mit MC bei gleichzeitigem Vorliegen von Mutationen im CARD15-Gen (34,5% vs. 24,2%, p=0,007, vs. Kontrollpopulation 25,1%, OR:1,57 (1,13–2,17), p=0,006). Patienten mit zwei mutierte CARD15-Allele wiesen die höchste Frequenz des -1237 T/C Polymorphismus auf (43,8%, OR 2,31 (1,34–4,01), p=0,002). In MC-Patienten mit Wildtyp-CARD15 und in CU wurden keine signifikanten Unterschiede in der Genotypverteilung im Vergleich zur Kontrollpopulation beobachtet. Eine Assoziation des Polymorphismus mit klinischen Subtypen beim MC ergab sich ebenfalls nicht.

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen dosis-abhängige genetische Interaktionen zwischen Mutationen im CARD15-Gen und einen Promotorpolymorphismus im TLR9-Gen beim MC. Eine synergistische Rolle für CARD15 und TLR9 wurde in funktionellen Untersuchungen beschrieben. Ferner wird TLR9 ähnlich wie CARD15 auch in Panneth-Zellen exprimiert und scheint eine Rolle in der Freisetzung antimikrobieller Stoffe zu spielen. Eine durch genetische Varianten verursachte gestörte Zusammenarbeit beider Rezeptoren könnte möglicherweise in der Pathogenese von MC eine Rolle spielen.