Z Gastroenterol 2006; 44 - V08
DOI: 10.1055/s-2006-950576

Was bringt die neue „Prag-Klassifikation“ für die Diagnostik des Barrett-Ösophagus – Eine prospektive Evaluierungsstudie

A Leodolter 1, P Oberüber 1, D Zielinski 1, M Vieth 2, M Stolte 2, J Labenz 1
  • 1Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus, Medizinische Klinik, Siegen, Germany
  • 2Institut für Pathologie, Klinikum Bayreuth, Bayreuth, Germany

Eine endoskopische Klassifikation des Barrett-Ösophagus (BE) gibt es bislang nicht. 2004 hat eine internationale Konsensusgruppe die „Prag-Klassifikation“ zur endoskopischen Beurteilung des BE eingeführt. Ziel diese Studie war es die Praktikabilität dieser Klassifikation in der klinischen Praxis zu untersuchen.

Methoden: 110 konsekutive Patienten (45f, 65m) mit endoskopischen Verdacht auf einen BE wurden klassifiziert gemäß der Prag-Klassifikation: Ausmaß der zirkumferenten (C) und die maximale Ausdehnung (M) des Zylinderepithels im Ösophagus oberhalb des Ende der Magenfalten. Biopsien wurden aus Magen, Zylinderepithel im Ösophagus und Plattenepithel 2cm oberhalb der Z-Linie entnommen. Zusätzlich beantworteten die Patienten einen Fragebogen.

Ergebnisse: Bei 47 Patienten (43%) wurde der endoskopische Verdacht auf einen BE histologisch bestätigt. Die Beschwerden waren nicht unterschiedlich zwischen den Patienten mit und ohne histologisch bestätigten BE. Selbst in kurzen Zungen (<5mm) fand sich bei 30% ein Barrett-Schleimhaut, vergleichbar mit Detektionsrate in Zungen bis 20mm. Bei Patienten mit Zungen von mind. 20mm oder zirkumferenten Zylinderepithel fand sich zumeist eine Barrett-Schleimhaut.

Maximales Ausmass des Zylinderepithels (M)

Prävalenz des BE

Prävalenz des BE bei denen ohne zirkumferentes Segment (C=0)

>0–5mm

9/29 (31%)

9/29 (31%)

6–10mm

15/43 (35%)

14/41 (34%)

11–20mm

7/19 (37%)

6/17 (35%)

>20mm

16/19 (84%)

3/5 (60%)

Zirkumferentes Segment mit Zylinderepithel (C)

>0–5mm

2/4 (50%)

6–20mm

5/5 (100%)

>20mm

8/9 (89%)

Schlussfolgerung: Die neue Prag-Klassifikation stellt eine standardisierte Möglichkeit zur Bestimmung des Ausmaßes eines BE. Damit besteht die Möglichkeit der Vergleichbarkeit der BE-Ausdehnung zwischen verschiedenen Institutionen. Auch für den einzelnen Untersucher bietet die Klassifikation klare Vorteile: Die Wahrscheinlichkeit einen BE histologisch zu bestätigen lässt sich gut abschätzen: Patienten mit zirkumferenten Segmenten oder Zungen über 20mm Länge haben zumeist eine spezialisierte intestinale Metaplasie, aber nur eine Drittel wenn die Zungen unter 20mm Länge hatten.