RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2006-950554
Schulterdystokie – Bedeutung der BIP-Thorax-Diskrepanz
Fragestellung: Die Schulterdystokie stellt nach wie vor einen schweren geburtshilflichen Notfall dar, der auch bei sachgerechter Reaktion der Geburtshelfer bleibende Schäden beim Neugeborenen hervorrufen kann. Daher kommt den Möglichkeiten einer Vorhersage große Bedeutung zu.
Methode: Anhand eines Kollektivs von 52 Kindern, die innerhalb von 11 Jahren in Worms nach Schulterdystokie geboren wurden, wurde aufgrund der vorhandenen Ultraschall-Biometrie-Maße der Zusammenhang zwischen einer BIP-Thorax-Diskrepanz >15mm und den geburtshilflichen Manövern zur Entwicklung untersucht. Ergänzend dazu wurde in einem prospektiven Ansatz die Bedeutung der BIP-Thorax-Diskrepanz anhand von 675 konsekutiven Geburten des Jahres 2005 überprüft. Diese Kinder wurden alle postpartal nachgemessen und so zusätzlich eine Korrelation zu den präpartalen Ultraschallwerten hergestellt.
Ergebnisse: Bei Vorliegen einer BIP-Thorax-Diskrepanz fanden sich im retrospektiv ausgewerteten Schulterdystokiekollekiv alle schweren Kindsentwicklungen durch innere Rotationsmanöver in dieser Gruppe sowie alle Azidosen und reduzierte Apgar-Werte, während die anderen Kindern allein durch das McRoberts-Manöver geboren werden konnten. Das mittlere Geburtsgewicht unterschied sich nicht in beiden Gruppen. Damit ergibt sich retrospektiv ein hochsignifikanter Zusammenhang zwischen der Biometrie und dem geburtshilflichen Verlauf. Der prospektive Ansatz hingegen erbringt bei der untersuchten Fallzahl höchstens einen Trend, indem bei präpartalem Nachweis einer BIP-Thorax-Diskrepanz häufiger eine primäre oder sekundäre Sectio durchgeführt wurde, allerdings fand sich in dieser Gruppe nur 1 Fall mit späterer Schulterdystokie, in der Vergleichsgruppe ebenfalls.
Schlussfolgerung: Die aus ausgewählten Kollektiven gewonnen Erkenntnisse bezüglich der Bedeutung der Ultraschallbiometrie im Zusammenhang mit späterer Schulterdystokie lassen sich in einem prospektiven Ansatz nicht ohne weiteres nachvollziehen. Hierzu sind wahrscheinlich größere Untersuchungsserien erforderlich, so dass aus momentaner Sicht die präpartal festgestellte BIP-Thorax-Diskrepanz nicht geeignet ist, mit ausreichender Sicherheit eine spätere geburtsmechanische Komplikation vorauszusagen.