Zentralbl Gynakol 2006; 128 - A53
DOI: 10.1055/s-2006-950553

Auswirkungen einer hochprozentigen Glucose 20%-Therapie auf pathologische Dopplerwerte in der Schwangerschaft

M Liszka 1, H Ulusoy 1, A Reitter 1, F Geka 1, F Louwen 1
  • 1Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Johann-Wolfgang- Goethe-Universität, Frankfurt/Main

Einleitung: Eine Beeinträchtigung der Versorgung des Fetus führt zum Ungleichgewicht zwischen Bedarf und Zufuhr von Sauerstoff, Nahrungsstoffen, Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen, das sich früher oder später als Verlangsamung des Wachstums bemerkbar macht. Der verminderte Zustrom von Glucose hemmt die Synthese von IGF-I, ein Wachstumshormon, was regulierend auf die Synthese von Proteinen und andere zentrale Vorgänge im Zellstoffwechsel wirkt. Das Ungleichgewicht zwischen Substratangeboten und fetalem Bedarf führt schließlich zur Dekompensation der Versorgungslage. Die Therapeutischen Interventionsmöglichkeiten in Folge einer Versorgungsstörung sind außerordentlich begrenzt.

Material und Methodik: Als einen prospektiven Therapieansatz bei pathologischen fetalen Dopplerwerten haben wir im Rahmen der Glucose 20– Studie 34 Patientinnen zwischen der 24+0 und 34+0 SSW mit pathologischen Doppler-Werten in der A. umbilicalis seit März 2003 mit 20%iger Glucose 84ml/h therapiert. Bei 6/34 Patientinnen lag eine Mehrlingsgravidität vor, bei 8/34 Patientinnen ein HELLP-Syndrom, bei 4/34 Patientinnen eine Präeklampsie, bei 28/34 Patientinnen lag eine IUGR vor.

Ergebnisse: Im Durchschnitt wurde die Therapie 17 Tage durchgeführt, dabei zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Durchblutung bei 16 Pat. (47%) um 15,26 % ausgegangen vom Ausgangswert nach ca. 4 Tagen, die restlichen Patientinnen zeigten tendentiell eine Verbesserung, die jedoch nicht signifikant war. 26 der Patientinnen haben eine RDS- Prophylaxe erhalten, die im Durchschnitt zur Verbesserung der Dopplerparameter um 4,7% führte und ca. 2 Tage anhielt. 9 Patientinnen hatten eine Spontangeburt, 25 eine Sectio. Unter dieser Therapie konnte die Schwangerschaft bei 32 durchschnittlich um 6,19% verlängert werden. Dabei zeigte sich, dass besonders Patientinnen mit Plazentainsuff., pathol. Flow und Mehrlingsgravidität besonders gut davon profitiert haben.

Bei Patientinnen mit Mehrlingsgravidität konnte die Schwangerschaft um ca 20 Tage verlängert werden. Die durchschnittlichen postpartalen pH-Werte lagen bei 7,2, die durchschnittlichen 5- und 10- Minuten APGAR-Werte bei 9/9.

Zusammenfassung: Wir gehen aufgrund der Ergebnisse der Studie davon aus, dass die hochdosierte Glucosetherapie ein Ansatz zur Behandlung von Patientinnen mit pathologischem fetalem Flow darstellt. Durch Verbesserung der pathologischen Dopplerwerte mit daraus resultierender Schwangerschaftsverlängerung kann somit auch das fetalen Outcome positiv beeinflusst werden.