Zentralbl Gynakol 2006; 128 - A50
DOI: 10.1055/s-2006-950550

Audiovisuelle Narkoseaufklärung in der Geburtshilfe

T Laux 1, C Madler 1
  • 1Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern

Die Periduralanästhesie (PDA) zur Geburt erfreut sich mit einer Häufigkeit von über 50% zunehmender Beliebtheit im deutschsprachigen Raum [1]. Die Aufklärung der Schwangeren zur PDA genügt jedoch oft nicht den formaljuristischen Anforderungen [2]. Bei der Indikationsstellung zur PDA sind die Patientinnen selten dazu bereit, eine Narkoseuntersuchung und –aufklärung über sich ergehen zu lassen, andererseits ist die rechtliche Aufklärungsfähigkeit der Patientinnen schmerzbedingt eingeschränkt und wenige Minuten vor Durchführung der PDA nicht mehr von einer freien Willensentscheidung auszugehen. Die geburtshilfliche PDA wird aber als planbares Verfahren angesehen [2, 3]. Dennoch kann gerade den Patientinnen, die unter der Geburt große Schmerzen erleiden, eine PDA nicht vorenthalten werden. Zur rechtsgültigen Aufklärung wird mindestens eine anästhesiologische Grundaufklärung gefordert [4] und mit verschiedenen Konzepten versucht, Schwangere früh über die PDA zu informieren, z.B. im Rahmen der Schwangerenberatung (Kreißsaalführung, Geburtsplanung) und mit der Selektion von Risikopatientinnen mit hoher Wahrscheinlichkeit für ein geburtshilfliches Narkoseverfahren. Die Aufklärung ist ärztliche Aufgabe, kann aber im Rahmen von Absprachen vom Anästhesisten an den Geburtshelfer abgetreten werden. Die Einwilligung der im Vorfeld aufgeklärten Patientin kann dann auch unter der Geburt erfolgen [3]. Mit der seit kurzem verfügbaren audiovisuell unterstützten Narkoseaufklärung [5] steht nun ein Instrument zur verbesserten Information der Schwangeren in Kombination mit den genannten Konzepten zur Verfügung. Dabei sehen die Patientinnen einen 12-minütigen Film über die geburtshilfliche PDA (Fa. Medlinq, Hamburg), der neben dem anästhesiologischen Vorgehen auch über Risiken und Komplikationen des Verfahrens informiert. Am Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern wird der Film im Rahmen der Kreißsaalführung gezeigt. Weiterhin haben wir im Kreißsaal einen mobilen DVD-Player platziert, auf dem der Film den Patientinnen nach Aufnahme in den Kreißsaal, aber auch noch unmittelbar nach Indikationsstellung zur PDA gezeigt werden kann, womit die oft unumgängliche Wartezeit auf den Anästhesisten genutzt wird. Die Verkürzung der eigentlichen Narkoseaufklärung durch das Konzept der audiovisuellen Narkoseaufklärung wurde kürzlich belegt [6]. Es erfolgt nur noch eine kurze Anästhesieuntersuchung und –aufklärung, die audiovisuelle Aufklärung wird vom Anästhesisten dokumentiert.

Fazit: Mit der audiovisuell unterstützten Narkoseaufklärung steht seit kurzem ein wirksames Mittel zur Verfügung, vor dem Hintergrund des steigenden Anteils von Geburten mit Regionalanästhesie die rechtlich problematische Aufklärung zur geburtshilflichen PDA zu entschärfen. Aus unserer Sicht hat sich trotz der kurzen Zeit, die dieses Verfahren genutzt wird, der Einsatz bereits bestens bewährt. Es bleibt abzuwarten, ob das Konzept langfristig eine Aufnahme in die Leitlinien der Berufsverbände findet.

Literatur:

[1] Bartusseck E et al.: Umfrage zur aktuellen Situation der Regionalanästhesie im deutschsprachigen Raum. Anaesthesist 53, 2004: 993–1000

[2] Stamer U et al.: Geburtshilfliche Epiduralanalgesie: Aufklärung und Dokumentation. Anästh Intensivmed 41, 2000: 104–112.

[3] Goecke TW et al.: Periduralanalgesie unter der Geburt. Aufklärung und Dokumentation aus geburtshilflicher, anästhesiologischer und juristischer Sicht. Gynäkologe 2001, 34:458–462.

[4] Leitlinie zur Durchführung von Regionalanästhesieverfahren in der Geburtshilfe. Anaesth Intensivmed 39, 1998: 203.

[5] Vogel H et al.: Audiovisuell unterstützte Patientenaufklärung. In: Laux T, Kawach H: Anästhesieambulanz. Medizinischer Wissenschaftsverlag, Berlin: 2006

[6] Laux T et al.: Audiovisuell unterstützte Narkoseaufklärung verkürzt die Prämedikationszeit. Abstract-CD Deutscher Anästhesiecongress 2006, DGAI, Leipzig 2006.