Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2006-950523
Langzeitergebnisse nach Mammrekonstruktion mit Latissimus dorsi-Plastik
Die Brustrekonstruktion wird heutzutage als eine wichtige Komponente für den Genesungs- und Wiederherstellungsprozess bei der Behandlung des Mammakarzinoms angesehen. Neben den tumorspezifischen Therapien mit ihrem Ziel eines langen rezidivfreien Überlebens wird durch die Brustrekonstruktion auch dem kosmetischen Aspekt Rechnung getragen.
In dieser Arbeit wurden Frauen nachuntersucht, die in den Jahren von 1995–2000 in der Frauenklinik des Westpfalzklinikums Kaiserslautern eine Brustrekonstruktion mittels Eigengewebe vom Latissimusmuskel erhielten. Ziel war vor allem, Häufigkeitsverteilungen von Komplikationen und Lokalrezidiven sowie die Zufriedenheit hinsichtlich ihrer funktionellen und kosmetischen Langzeitergebnisse herauszustellen.
Der Latissimuslappen wurde zur primären Rekonstruktion oder zur Sekundärrekonstruktion nach Mastektomie benutzt. Auch nach Bestrahlung oder Chemotherapie war dieses Verfahren möglich. Der Ersatz von Implantaten, die zu Kapselfibrosen geführt hatten, war ebenfalls eine gute Indikation.
Ernstere postoperative Komplikationen waren selten. Lymphansammlungen im Rückenbereich, die mit Abstand am häufigsten auftraten (64,6%), waren harmlos und überwiegend konservativ gut beherrschbar. Nur 6,2% der Frauen mussten aufgrund von Wundheilungsstörungen oder Nachblutung erneut operiert werden. Es wurde keine komplette Lappennekrose verzeichnet. In 6,2% waren Teilnekrosen vorhanden. Die Lokalrezidivrate nach Latissimusbrustrekonstruktion war mit 4,6% nicht höher. Nachsorge-Mammographien waren ohne Qualitätseinbußen möglich.
Postoperative Motilitätsstörungen waren durch krankengymnastische Übungen gut beherrschbar. 68,6% der Frauen hatten keine oder nur minimale Bewegungseinschränkungen.
Bezüglich der Volumenrekonstruktion zeigten sich Nachteile gegenüber dem TRAM-Flap. Das Lappenvolumen des Latissimus reichte bei größeren Brüsten oft ohne zusätzliche Implantateinlage nicht aus. Sichtbare Größenunterschiede waren bei 53,7% der Frauen zu beobachten. Vor allem bei den adipöseren Frauen (BMI >25) waren mehr unbefriedigende Ergebnisse vorhanden. Hautsparende Mastektomien bei kleineren Brüsten hingegen konnten in Kombination mit einem Latissimulappen, bei kompletter Desepithelialisierung des Lappens, sehr gute kosmetische Ergebnisse erzielen. Die Narbenkosmetik zeigte ebenfalls gute Ergebnisse mit 85,2% kaum sichtbaren, nicht erhabenen Narben.
50% der Sensibilitätsstörungen zeigten einen deutlichen Gefühlsverlust der operierten Brust. Auch in diesem Punkt zeigte sich die Latissimustechnik abdominalen Lappenplastiken leicht unterlegen.
Bezüglich des Einflusses dieses Operationsverfahrens auf das Körperbild berichteten 77,8% der Frauen von keinerlei oder nur minimalen Unterschieden. Ebenso positiv war auch der Einfluss auf das Sexualleben. 74,1% der Frauen gaben keine oder nur minimale Unterschiede im Vergleich zu vorher an.
Hervorzuheben ist auch die trotzdem hohe Zufriedenheit (82,8%) der Frauen mit nach unserer Ansicht kosmetisch nicht ganz optimalen Ergebnissen. Hier war die Erhaltung einer annähernd natürlichen Brust und ein symmetrischer Brustansatz im Dekolleté-Bereich am wichtigsten.
Insgesamt zeigte sich die Latissimusbrustrekonstruktion als eine sichere und zuverlässige Methode, die zu einer hohen Langzeitzufriedenheit (88,9%) der Frauen führt.