Zentralbl Gynakol 2006; 128 - A09
DOI: 10.1055/s-2006-950510

3D-Ultraschall – diagnostischer Quantensprung oder Marketing-Strategie?

E Merz 1
  • 1Frauenklinik Krankenhaus Nordwest, Zentrum für pränatale Medizin, Frankfurt/Main

Mit der 3D-Sonographie steht heute eine Methode zur Verfügung, mit der nicht nur – wie bei der 2D-Sonographie – einzelne Bildebenen, sondern komplette Volumina gespeichert werden können. Aus diesen Volumina können dann sowohl die konventionellen Schnittebenen, als auch solche Schnittebenen, die mit der herkömmlichen zweidimensionalen Sonographie nicht erzielt werden können, problemlos dargestellt werden. Auch lässt sich das gesamte Volumen so drehen, dass der Untersucher den gewünschten Bezirk optimal einsehen kann. Damit wird nicht nur eine Messung in der exakten Biometrieebene gewährleistet, sondern es können auch exaktere Volumenbestimmungen vorgenommen werden, als dies mit der 2D-Sonographie möglich ist. Mit dem sog. Tomographic Ultrasound Imaging (TUI) können ausgesuchte Volumenabschnitte in mehreren parallelen 2D-Bildern in einem definierten Abstand auf dem Monitor wie bei der Computertomographie oder der Magnetresonanztomographie dargestellt werden.

Mit der Oberflächendarstellung ergeben sich für den Untersucher neue Möglichkeiten der Feindiagnostik. Den Eltern bietet die Oberflächendarstellung des fetalen Gesichts ein beeindruckendes Bilderlebnis, da sie damit ihr Kind ähnlich wie auf einer Fotographie sehen können.

Mit dem Transparenzmodus lassen sich röntgenähnliche Bilder vom fetalen Skelett produzieren.

Das sog. Glass body rendering, eine Kombination aus Transparenzmodus und Farbdopplersonographie, gestattet eine Darstellung des fetalen Gefäßsystems wie bei einem gläsernen Menschen.

Mit der 4D-Sonographie, die zusätzlich zur 3D-Sonographie die fetalen Bewegungen widerspiegelt, kann der Fetus nun wie in einem Film beobachtet werden. Dies erlaubt neben der Aussicht auf die fetale Oberfläche auch die Beurteilung der fetalen Bewegungsmuster.

Eine besondere 4D-Technik stellt die STIC-Technologie (Spatio-temporal image correlation) dar, mit der es nicht nur gelingt, das schlagende fetale Herz im Volumen zu speichern, sondern auch, es im schlagenden Zustand im Volumenspeicher detailliert zu untersuchen.

Mit all diesen Darstellungsoptionen, die die 3D/4D-Sonographie heute bietet, ergeben sich gerade im Rahmen der fetalen Fehlbildungsdiagnostik deutliche Vorteile. So kann den Eltern damit nicht nur der Schweregrad eines fetalen Defektes besser vermittelt, sondern im Falle eines Fehlbildungsausschlusses der Normalbefund auch überzeugender als mit der 2D-Sonographie demonstriert werden.

Zusätzliche Vorteile ergeben sich durch die Volumenspeicherung. Ein gespeichertes Volumen kann jederzeit wieder geladen und ohne Zeitdruck und ohne Beunruhigung der Patientin untersucht werden.

Insgesamt hat sich die 3D-/4D-Technologie zu einem wertvollen ergänzenden Verfahren zur konventionellen 2D-Sonographie entwickelt, mit dem in der pränatalen Diagnostik nicht nur schöne Oberflächenbilder vom fetalen Gesicht für die Eltern produziert, sondern vorrangig verdächtige oder unklare Befunde gezielter abgeklärt werden können.

Literatur

1. Merz E, Welter C. 2D and 3D ultrasound evaluation of normal and abnormal fetal anomaly in the second and third trimesters in a level III center. Ultraschall in Med 2005; 26: 9–16

2 Merz E. Current 3D/4D ultrasound technology in prenatal diagnosis. Eur Clinics Obstet Gynaecol 2005: 1; 184–193