Gesundheitswesen 2006; 68 - A108
DOI: 10.1055/s-2006-948664

Soziale Einflussfaktoren der subjektiven Gesundheit im höheren Lebensalter

AC Saß 1, T Lampert 1, T Ziese 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin

Hintergrund / Ziel: Aus zahlreichen Untersuchungen ist bekannt, dass der Gesundheitszustand im mittleren Lebensalter im engen Zusammenhang mit sozioökonomischen Ressourcen steht. Es gibt Hinweise darauf, dass sich dieser Einfluss im höheren Alter verringert und im sehr hohen Alter nur noch schwach ausgeprägt ist. Im vorliegenden Beitrag soll diesem Zusammenhang mit Blick auf die subjektive Gesundheit und gesundheitsbezogenen Lebensqualität älterer Menschen nachgegangen werden. Methoden: Der telefonische Gesundheitssurvey 2003 liefert als Querschnittsstudie repräsentative Daten zur Gesundheit der erwachsenen Wohnbevölkerung Deutschlands. Für die vorliegende Untersuchung wurden die selbst eingeschätzte Gesundheit und die gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF-8) der älteren Befragten (50–59, 60–69, 70+ Jahre) ausgewertet. Die Zuordnung der Teilnehmer/innen zu einer Sozialschicht (Unter-, Mittel- und Oberschicht) erfolgt mithilfe des Winkler-Index Ergebnisse: In allen drei Altersgruppen schätzen Angehörige der Oberschicht ihre Gesundheit besser ein als Angehörige der unteren Sozialschicht. Allerdings ist das Risiko, die Gesundheit eher schlecht einzuschätzen, für Männer wie auch für Frauen aus der Unterschicht im Vergleich zur Oberschicht in der Altersgruppe 50–59 Jahre mehr als so doppelt so hoch, in der Gruppe 70+ nur noch 1,5-mal so hoch. Die Auswertung der Angaben zu acht Bereichen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität ergab ebenfalls ein Schichtgefälle. Bezüglich der körperlichen Dimensionen ist in der ältesten Altersgruppe eine Angleichung der gesundheitlichen Lage von Personen aus unterschiedlichen sozialen Schichten zu beobachten. Bei den Fragen zu seelischen Problemen ist hingegen, insbesondere bei den Frauen, auch im hohen Alter ein Schichteinfluss sichtbar, der sich eher noch verstärkt. Diskussion / Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse des Surveys deuten darauf hin, dass sich die schichtspezifischen Differenzen auch bzgl. der subjektiven Gesundheit und der körperlichen Aspekte gesundheitsbezogener Lebensqualität mit zunehmendem Alter verringern. Die Beobachtung, dass in den psychischen Dimensionen sozioökonomische Unterschiede bei den Surveyteilnehmern/innen bis ins hohe Alter bestehen bleiben, deutet auf die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung somatischer und psychischer Alterungsprozesse hin.