Gesundheitswesen 2006; 68 - A88
DOI: 10.1055/s-2006-948644

Säuglingsernährung: Bevorzugte Informationsquellen in der türkischen und deutschen Bevölkerung in NRW

M Mensing 1, E Sievers 1, W Werse 1, M Kersting 2
  • 1Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst NRW (lögd) Bielefeld, Münster
  • 2Forschungsinstitut für Kinderernährung, Dortmund

Hintergrund: Eltern entscheiden über die Ernährung ihrer Säuglinge, werden aber schon ab der Schwangerschaft durch Meinungen anderer im familiären und sozialen Umfeld maßgeblich beeinflusst. Den tatsächlich genutzten Informationsquellen und deren Nutzungsgrad in der Bevölkerung kommt daher große Bedeutung zu. Ziel: Durch eine Bevölkerungsbefragung werden die Informationsquellen zum Stillen und zur Säuglingsernährung erfasst, die genutzt oder empfohlen werden. Unterschiede in der Nennung von Strukturen des Gesundheitswesens, Medien sowie Informationen aus dem persönlichen Umfeld werden insbesondere in Hinblick auf folgende Fragestellung geprüft: Welche zielgruppenspezifischen Informationsstrategien können für dieses Themengebiet in NRW insbesondere für vulnerable Gruppen empfohlen werden? Methoden: Datengrundlage ist eine telefonische Bevölkerungsbefragung (CATI) des lögd im Herbst 2005. Die zweistufige Zufallsstichprobe umfasste n=1.800 Personen ab 18 Jahren, zusätzlich wurden 200 türkischstämmige Personen in Türkisch befragt (Stichprobenziehung: Onomastik-Methode). Erfasst wurden u.a. Alter, Geschlecht, Schicht und Nationalität. Ergebnisse: Die Berufsgruppen der Kinderärzte (Säuglingsernährung, 38%) und der Hebammen (Stillen, 36%) werden insgesamt am häufigsten genannt. Bücher und Broschüren sind sehr wichtige Informationsmaterialien für die Säuglingsernährung (38%) und das Stillen (16%). Das Internet gewinnt auch in diesem Bereich an Bedeutung (insgesamt 14%, Altersgruppe <30 Jahre 30%). Türkische Befragte würden eher Informationen durch den Kinderarzt (41%), eigene Verwandte (24%) oder Printmedien (24%) nutzen, und halten zu 25% eine ärztliche Beratung in Türkisch für wichtig. Diskussion / Schlussfolgerungen: Die Studie liefert Grundlagen für eine zielgruppenspezifische Informationsstrategie in NRW, die nicht nur werdende und junge Eltern, sondern auch ihr näheres Umfeld erreichen soll. Insbesondere sollte verstärkt auf kulturelle und ethnische Unterschiede eingegangen und die Nutzung der genannten Zugangswege gefördert werden.