Gesundheitswesen 2006; 68 - A81
DOI: 10.1055/s-2006-948637

Gemeindeanalyse als Planungsgrundlage für ein gemeindenahes Gesundheitsförderungsprogramm – Ergebnisse einer Bevölkerungsbefragung in Karlshuld

J Loss 1, C Eichhorn 1, J Staber 1, J Donhauser 2, E Nagel 1
  • 1Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, Universität Bayreuth
  • 2Gesundheitsamt Neuburg-Schrobenhausen

Hintergrund: Für die Planung von Programmen zu gemeindenaher Gesundheitsförderung kann eine Analyse von Bedarf und Bedürfnissen der Gemeinde sinnvoll sein. Hierzu existieren hierzulande bislang wenige Daten. Für das bayerische Projekt „Gesunde Gemeinde Karlshuld“ sollte eine Gemeindeanalyse die zielgerichtete Maßnahmenplanung ermöglichen. Ziel: Die Gemeindeanalyse sollte (1) gesundheitsbezogene Verhaltensmuster und Wissensdefizite identifizieren, (2) Nutzung und Bewertung von gesundheitsbezogenen Angeboten erheben, (3) Möglichkeiten zu Partizipation beleuchten. Damit sollen gezielte Maßnahmen entwickelt werden. Methoden: Es erfolgte eine standardisierte Telefonbefragung der Karlshulder Bevölkerung (5000 Einwohner) ab 15J. per Zufallsauswahl zu Rahmenbedingungen, Angeboten, Lebensqualität und Partizipation. Wissen, Einstellung und Verhalten wurde für Ernährung, Bewegung, Krebsvorsorge und Tabakkonsum erhoben. Daten von 314 Personen lagen vor (w=68,8%; 43,9±13,8J.). Ergebnisse: Die Befragten hatten v.a. bei Ernährung und Krebsfrüherkennung Wissensdefizite, v.a. Männer. Die Einstellung zu gesunder Ernährung war überwiegend positiv, aber nur 45,9% verzehrten täglich Gemüse und 58,6% Obst. Die gesetzlichen Früherkennungsuntersuchungen ließen 40–55% der Anspruchsberechtigten regelmäßig durchführen. Ein Drittel der 27,4% Raucher hat im vergangenen Jahr vergeblich versucht, mit dem Rauchen aufzuhören; 80% wollen das Rauchen aufgeben. Als positiv in Karlshuld wurden u.a. Infrastruktur, Natur und Gesundheitsangebot genannt. Nur 50% wussten, wo sie sich lokal über Gesundheitsbelange informieren können. 42,9% hatten das Gefühl, in Gesundheitsbelangen in der Gemeinde mitbestimmen zu können. Die Schulbildung hatte keinen Einfluss auf Wissen und Partizipation. Diskussion: Ansätze zur Verbesserung des Gemeindeumfelds und für gezielte Aufklärungsmaßnahmen konnten durch die Gemeindenanalyse identifiziert werden. Ausblick: Inwiefern die erfassten Problemfelder positiv beeinflusst werden können, soll eine Evaluation mittels Bevölkerungsumfrage im Jahr 2008 zeigen.