Gesundheitswesen 2006; 68 - A48
DOI: 10.1055/s-2006-948604

Thrombozytenaggregationshemmer zur Prävention des ischämischen Schlaganfalls. Systematische Übersicht zur medizinischen Wirksamkeit

V Gorenoi 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover

Hintergrund: Der ischämische Schlaganfall (IS) ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Es werden verschiedene medikamentöse Maßnahmen zur Prävention des IS eingesetzt, darunter die Anwendung von Thrombozytenaggregationshemmer (TAH). Ziel: Zielsetzung war die Bewertung der medizinischen Effektivität des Einsatzes von TAH in der Prävention des IS im Vergleich zum alleinigen Management von Risikofaktoren sowie im Vergleich zu Antikoagulantien. Methoden: Eine systematische Literaturrecherche wurde in medizinischen Datenbanken mit Referenzzeitraum ab 1997 durchgeführt. Es wurden Übersichtsarbeiten zum aktuellsten Wissensstand sowie neu publizierte RCT eingeschlossen. Daten für Schlaganfälle, Blutungskomplikationen sowie für den kombinierten Endpunkt „schwere vaskuläre Ereignisse“ (SVE) wurden in Metaanalysen ausgewertet. Ergebnisse: 184 RCT (vs. Placebo) und 22 RCT (vs. Antikoagulantien) wurden in die Bewertung einbezogen. Die absolute Reduktion IS (4,8% vs. 6,6%; p<0,00001) und SVE (10,0% vs. 12,4%; p<0,00001) war deutlich größer als die absolute Zunahme an Blutungskomplikationen (1,6% vs. 0,9%; p<0,00001), nur in einer Subpopulation mit niedrigem SVE-Risiko dagegen annährend gleich. Hinsichtlich der Schlaganfallprävention konnte ein Wirksamkeitsnachweis für ASS, Dipyridamol, Cilostazol, Ridogrel und der Kombination von ASS mit Dipyridamol erbracht werden. ASS ist weniger wirksam als Antikoagulantien bei Vorhofflimmern, allerdings mit weniger Blutungskomplikationen behaftet. Diskussion: Die exklusive Betrachtung der Schlaganfallprävention ist nur eingeschränkt hilfreich, da Ärzte bei der TAH-Verordnung von einer Vermeidung aller thrombotischen Ereignisse ausgehen. Schlussfolgerungen: Aus medizinischer Sicht können TAH zur Prävention des IS bei Patienten mit hohem Risiko für SVE und ohne erhöhtes Risiko für Blutungskomplikationen empfohlen werden, für Patienten mit Vorhofflimmern bei vorhandenen Kontraindikationen für eine Antikoagulation.