Gesundheitswesen 2006; 68 - A25
DOI: 10.1055/s-2006-948581

Alkoholrisikokonsumenten in Allgemeinkrankenhäusern: Ein Vergleich unterschiedlicher Subgruppen

B Coder 1, J Freyer 1, C Pockrandt 1, B Hartmann 1, G Bischof 2, U John 1, U Hapke 1
  • 1Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin
  • 2Universität Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Hintergrund: Gesundheitliche Folgeprobleme von Risikokonsum haben zu einem zunehmenden Forschungsinteresse geführt. Besonders das Rauschtrinken hat sich dabei über das Risikokonsummuster hinaus als ein Gesundheits- und Mortalitätsrisiko dargestellt. Allerdings ist wenig darüber bekannt, inwieweit sich Personen mit unterschiedlichen Risikokonsummustern unterscheiden. Ziel: Die vorliegende Studie soll dies anhand von soziodemographischen und alkoholbezogenen Merkmalen prüfen. Methoden: Die Stichprobe (n=415) wurde über systematisches Screening und Diagnostik an vier Allgemeinkrankenhäusern in Mecklenburg-Vorpommern rekrutiert. Insgesamt erfüllten 207 Personen die Kriterien für Risikokonsum, 101 für Rauschtrinken und 107 für beide Trinkmuster gleichzeitig. Darunter waren 93% Männer; das mittlere Alter betrug 43 Jahre (SD=12). Ergebnisse: Vorläufige Ergebnisse einfaktorieller Varianzanalysen und Chi-Quadrat-Tests zeigen, dass sich Risikokonsumenten mit gleichzeitigem Rauschtrinken signifikant von den anderen beiden Trinkgruppen unterscheiden. Sie sind durch einen geringeren Schulabschluss gekennzeichnet, sind häufiger arbeitslos, weisen mehr Abhängigkeitssymptome sowie mehr negative Konsequenzen des Alkoholtrinkens auf und haben häufiger alkoholspezifische Hilfsangebote in Anspruch genommen. Unter ihnen gibt es mehr Aktualraucher als in den anderen beiden Gruppen. Diskussion: Zukünftig sollten Risikokonsumenten differenzierter betrachtet werden. Besonders Risikokonsumenten, die zusätzlich regelmäßiges Rauschtrinken betreiben, stellen durch ihre stärkere gesundheitliche Gefährdung und ihre eingeschränkten Ressourcen eine besonders gefährdete Gruppe für Alkoholfolgeerkrankungen dar. Ihnen sollten verstärkt im Rahmen der Früherkennung, Beratungen zu gesundheitlichen Folgen des Alkoholkonsums sowie zu Strategien der Alkoholreduktion angeboten und alkoholspezifische Hilfsangebote zugänglich gemacht werden.