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DOI: 10.1055/s-2006-947591
Qualität der Donor-Nierenentnahme im Eurotransplant-Raum. 10-Jahres-Erfahrungen von 523 transplantierten Leichennieren
Einleitung:
Die Ergebnisse der Organtransplantation sind neben der Dauer der kalten und warmen Ischämie und der operativen Expertise des Transplanteurs auch von der Qualität des Organes und dem Traumata bei der Entnahme abhängig. Ziel dieser Arbeit war es die Qualität der Donor-Nephrektomie im Eurotransplant-Raum zu untersuchen.
Material und Methoden:
Hierzu wurden alle zwischen 1996 und 2005 an unserer Klinik durchgeführten Nierentransplantationen aufgearbeitet. Die Daten wurden retrospektiv anhand der Operationsberichte, Arztbriefe und der von Eurotransplant beigelegten Organreporte erhoben.
Ergebnisse:
Im untersuchten Zeitraum wurden insgesamt 605 Nierentransplantationen durchgeführt, davon 523 allogene Leichennierentransplantationen. 95 (18%) der 523 Donor-Nieren waren nicht fachgerecht entnommen. Sie wiesen insgesamt 110 Mängel auf. Neben 15 Verletzungen der Hauptarterie wurden 25 Verletzungen von Polarterien und 21 Verletzungen der Nierenvene festgestellt. In 16 Fällen war der Harnleiter komplett bis zum Nierenbecken denudiert oder kürzer als 8cm. 8 Nieren waren nahezu komplett dekapsuliert, 4 Nieren wiesen größere Parenchymverletzungen auf. Bei 16 Organen zeigte die Nachperfusion ein stark blutiges, zum Teil mit Koageln durchsetztes Perfusat. Zwei Nieren wurden falsch mit Eis im innersten Beutel verpackt, eine der beiden Nieren wies Gewebevereisungen auf. Zwei Organe wurden mit der falschen Seitenangaben etikettiert. Bei 12 Transplantationen war die mangelhafte Entnahme mit einer Ausweitung des Eingriffes bzw. mit Komplikationen verbunden. Keines der Organe musste abgelehnt werden. Eine Tendenz zur Verschlechterung der Entnahmequalität war über die 10 Jahre nicht zu beobachten.
Diskussion:
Obwohl es sich bei der Nierenentnahme im Vergleich zur z.B. Leber- oder Pankreasentnahme um einen eher einfachen Eingriff handelt, lag die Rate der nicht fachgerecht entnommenen Nieren in unserer Untersuchung mit 18% deutlich zu hoch. Eine intensive Schulung der entnehmenden Operateure ist daher unerlässlich. Ob die von der Deutschen Stiftung Organtransplantation ab dem 1.1.2006 geforderten 10 Donornephrektomien im Sinne einer Mindestmengenregelung vor selbständiger Nierenentnahme ausreichen, bleibt abzuwarten. Eine zusätzliche klinikübergreifende Fortbildung wäre wünschenswert.