Aktuelle Urol 2006; 37 - P49
DOI: 10.1055/s-2006-947590

Gibt es eine Lernkurve bei der Etablierung eines Pankreas-/Nierentransplantationsprogrammes?

M Probst 1, G Woeste 1, A Oertl 1, IA Hauser 1, H Geiger 1, WO Bechstein 1, D Jonas 1
  • 1Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main

Die kombinierte Pankreas-/Nierentransplantation (SPK) ist eine relativ seltene Organtransplantation. Im Jahre 2002 wurden in den USA 917, außerhalb der USA 305 SPK durchgeführt. Im Eurotransplant-Gebiet gab es 2002 32 Transplantationszentren (TZ) an denen 212/305 (69,5%) SPK durchgeführt wurden. Von diesen lagen 23 TZ in Deutschland mit 140/212 (66%) SPK. Des Weiteren zeigt die SPK unter den Organtransplantationen die höchste chirurgische Komplikationsrate mit ca. 20% Relaparotomiehäufigkeit.

Für große viszeralchirurgische Operationen konnte in verschiedenen Untersuchungen ein direkter Zusammenhang der Morbidität und Ergebnisse von Operationen mit der Erfahrung der Chirurgen und dem entsprechenden Fallzahlen des Krankenhauses gezeigt werden.

Es soll anhand unserer Erfahrungen dargestellt werden, inwieweit gute Ergebnisse aus einem großen SPK-Programm übertragbar auf die Phase der Einführung der SPK in ein neues Zentrum sind.

Material und Methoden: Seit 1/03 ist die SPK an unserem TZ zugelassen und wurde interdisziplinär implementiert. Die an dem Programm beteiligten Abteilungen bestehen aus dem urologischen und nephrologischen Team mit der kumulativen Erfahrung von mehr als 1700 Nierentransplantationen und dem chirurgischen Team das 56 SPK durchgeführt und betreut hat.

Ergebnisse: Seit Einführung der SPK wurden insgesamt 17 Erst-SPK im Zeitraum von 1/04 bis 1/06 durchgeführt. Nach einem durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 418,6 Tagen funktionieren 13/17 Pankreastransplantate und 16/17 Nierentransplantate. Ursache für das Transplantatversagen war eine Pankreastransplantatvenenthrombose, eine unbekannte Ursache für supportive Insulingaben, ein Pankreas musste bei transplantiertem Lymphom ein halbes Jahr nach der Transplantation explantiert werden und ein Patient verstarb 21 Tage nach Transplantation mit funktionierenden Organen an einem Myokardinfarkt. Im Rahmen einer Relaparotomie musste ein Pankreastransplantat bei Thrombose entfernt werden, ein Patient wurde 19 Tage nach SPK mit Ileus bei innerer Hernie wieder aufgenommen und operiert. Das durchschnittliche Kreatinin lag am Ende des Beobachtungszeitraumes bei 1,6mg/dl (+/- 0,5). Weitere urologische Komplikation traten nicht auf.

Zusammenfassung: Der Aufbau eines Programms für SPK erscheint sicher bei interdisziplinärer Kooperation von erfahrenen Transplantationsmedizinern und –chirurgen, ohne institutionelle Lernkurve.