Ziele: Die männliche Belastungsinkontinenz nach radikaler Prostatektomie stellt ein bislang
wenig zufrieden stellend gelöstes Problem in der Urologie dar. Unterspritzungen der
Harnröhre konnten sich aufgrund ihrer weinig überzeugenden Langzeitergebnisse nicht
durchsetzen. Obwohl der artefizielle Sphinkter als Standardbehandlung zur Behandlung
der männlichen Inkontinenz gilt, ist sein Einsatz nicht selten aufgrund mangelnder
Patientencomliance und seiner Komplexität für eine breitere Anwendung limitiert. Ziel
dieser Untersuchung war es, Praktikabilität, Sicherheit und Effektivität des ProACT-
Verfahrens am eigenen Patientengut zu überprüfen.
Material und Methode: Seit März 2005 wurden 10 Patientn mit der ProACT-Methode versorgt, davon 7 Patienten
mit einer Belastunginkontinenz vom Typ III sowie 3 vom Typ II. Dazu wurden zwei Silikonballons
unter Röntgenkontrolle paraurethral am Blasenhals implantiert, deren Füllvolumina
sich über zwei unter der Skrotalhaut liegenden Ports regulieren lassen. Damit stellt
ProACT (Adjustable Continence Therapy) ein passives Verschlusssystem dar, das ohne
Operation nachjustiert werden kann.
Ergebnisse: Der Eingriff war in allen Fällen problemlos durchführbar. Die mittierte Operationsdauer
betrug ca. 20 Minuten. 3 Patienten sind kontinent (0 bis 1 Sicherheitsvorlage) und
4 Patienten signifikant gebessert. Der tägliche Vorlagenverbrauch reduzierte sich
bei diesen Patienten von 5,7 auf 1,7. Zwei Patienten sind geringfügig gebessert, befinden
sich jedoch noch in der Adjustierungsphase. Ein Patient mit Zustand nach Radiatio
ist als Therapieversager zu klassifizieren. Als Komplikationen wurden Dislokation
eines Ballons (1x), Dislokation eines Ports (1x), Perforatin der Blase (1x) sowie
Wundheilungsstörugen (2) beobachtet. Eine de novo-Urge wurde nicht beobachtet.
Schlussfolgerungen: Die ProACT-Methode ist aufgrund ihrer post-operativen Adjustierbarkeit und ihrer
hohen Patientenakzeptanz ein viel versprechender Ansatz zur Behandlung der männlichen
Inkontinenz. Patienten mit Radiatio scheinen sich für ProACT weniger zu eignen. Zur
Bewertung der wissenschaftlichen Wertigkeit bedarf es weiterer Daten aus einem größeren
Patientenkollektiv mit Langzeitergebnissen.