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DOI: 10.1055/s-2006-947558
Akute nekrotisierende Entzündung des männlichen Genitale – Fournier Gangrän
Ziel:
Die akut nekrotisierende Entzündung des männlichen Genitale wurde erstmals von Baurienne (1764) und Fournier (1883) als idiopathische Gangrän des Genitalbereichs beschrieben. Heute ist bekannt, dass die Ursache und Eintrittspforte der Infektion nicht immer nachgewiesen werden kann und andererseits oft eine Prädisposition der Patienten besteht. Ziel war es, Ursachen und Verlauf dieser Infektionen am eigenen Krankengut zu untersuchen.
Material und Methoden:
In der Zeit von März 2000 bis Januar 2006 wurden an unserer Klinik 11 Patienten mit akuter nekrotisierender Entzündung des Genitale behandelt. Das mittlere Alter der Patienten betrug 59,9 Jahre (34–70 Jahre). Alle Patienten erhielten eine initiale intravenöse Breitspektrumantibiotikabehandlung sowie eine notfallmäßige operative urologische Versorgung mit Nekrosenabtragung, breiter Eröffnung und Drainage der beteiligten Areale. Erst sekundär erfolgte dann gegebenenfalls die weitere plastische Deckung von Hautdefekten.
Ergebnisse:
Bei 6 Patienten ließ sich eine Skrotalläsion, bei 4 Patienten das Corpus spongiosum urethrae sowie in 1 Fall eine Zirkumzisionswunde als wahrscheinliche Eintrittspforte eruieren. Patienten wiesen bereits initial eine Sepsis auf. Die Behandlung erforderte neben sofortiger intravenöser Antibiotikagabe im Mittel 2,8 (2–5) Operationen in Narkose. Nur bei 3 Patienten konnte ein einzelner Keim nachgewiesen werden (Streptococcus pyogenes, Bacteroides species oder Peptococcus species). Bei allen anderen Patienten lagen Mischinfektionen vor. Folgende Strukturen konnten von der nekrostisierenden Entzündung betroffen sein: Skrotalhaut, Penisschafthaut, Samenstrang/Hoden, Mons pubis, Corpus spongiosum, Corpora cavernosa, Retroperitoneum, Fossa ischiorektalis. 2 Patienten starben innerhalb der 1. Woche an akuter Sepsis.
Schlussfolgerung:
Die akute nekrotisierende Entzündung des Genitale erfordert die sofortige Keimidentifikation, initiale Breitspektrumantibiotikagabe und notfallmäßige Operation. In der Regel ist eine intensivmedizinische Therapie erforderlich. Erst nach Abheilung der Infektion erfolgt gegebenenfalls die plastische Versorgung von Hautdefekten.
Trotz moderner intensivmedizinischer Optionen stellt die akute nekrotisierende Infektion des Genitale auch heute noch eine akute lebensbedrohende Erkrankung dar.