Aktuelle Urol 2006; 37 - V129
DOI: 10.1055/s-2006-947518

Anteriore transobturatorische netzgestützte Plastik – Korrektur einer Zystozele unter Ersatz der endopelvinen Faszie mit oder ohne Stressinkontinenz

M Nauth 1, C Fünfgeld 1
  • 1Urologische Klinik, Klinik Tettnang

Fragestellung:

Kennzeichnend für bisherige Methoden der Korrektur eines anterioren Vaginalwandprolapses sind hohe Rezidivraten und mangelnde Organfunktionalität. Seit 2004 wird eine neue Operationsmethode, die anteriore transobturatorische netzgestützte Plastik, angewandt. Diese ermöglicht die Korrektur sowohl zentraler als auch lateraler Defekte.

Der Behandlungserfolg in Bezug auf Senkung und Inkontinenz, die Indikationsstellung, der Einfluss auf die Lebensqualität der Patientinnen sowie die Komplikationen und Sicherheit der Methode wurden untersucht.

Methodik:

Zwischen November 2004 und Juli 2005 wurden transobturatorische Netze unterschiedlicher Hersteller bei 85 Patientinnen (mean age: 62y, range: 35–83y) implantiert. Die Nachuntersuchungen erfolgten jeweils 4 Wochen und 3 Monate postoperativ. Alle Untersuchungen und Operationen wurden durch dieselbe erfahrene Person durchgeführt. Ein standardisierter Fragebogen zur Lebensqualität wurde von 72 Patientinnen retrospektiv beantwortet.

Der Anteil voroperierter Patientinnen betrug 40%. In 89,4% der Fälle erfolgte der Eingriff kombiniert mit einer infracoccygealen Kolpopexie und in 55,3% der Fälle mit einer vaginalen HE.

Bei bestehender oder larvierter Belastungsinkontinenz wurde das Netz suburethral im Sinne eines transobturatorischen Bandes gelegt. 63,4% der Patientinnen wiesen präoperativ eine Belastungsinkontinenz auf.

Ergebnisse: Intraoperativ traten keine schweren Komplikationen, insbesondere keine Blasen-, Ureter- oder Darmläsionen auf.

An Kurzzeitkomplikationen zu nennen sind passagere Blasenentleerungsstörungen in 27,1% der Fälle, welche mit konservativen Methoden bis Entlassung behoben werden konnten. In 4,7% waren die Restharnwerte bei Entlassung noch erhöht. 2 Hämatome wurden operativ revidiert. Eines davon war zusätzlich infiziert.

Längerfristig traten zweimal eine de novo Belastungsinkontinenz und viermal eine de novo Urgeinkontinenz auf. Netzerosionen betrafen 5,9% der Patientinnen. 13,9% berichteten von Beschwerden beim Genitalverkehr. Keine behandlungsbedürftige Rezidivsenkung wurde im Untersuchungszeitraum beobachtet.

Die Heilungsrate einer vorhandenen Belastungsinkontinenz betrug 77,8%. Die Heilungsrate einer Urgeinkontinenz betrug 35,3%. 81,9% berichteten von einer Verbesserung der Lebensqualität und 95,8% der Patientinnen würden den Eingriff nochmals durchführen lassen.

Schlussfolgerungen: Die vorgestellte Operationsmethode ist eine sichere und sehr effektive Behandlung eines anterioren Deszensus und aus unsere Sicht auch als Primäreingriff geeignet.

Zusätzlich ergibt sich durch eine modifizierte OP-Technik die Möglichkeit einer einzeitigen Korrektur einer Belastungsinkontinenz mit guter Erfolgsrate und ohne vermehrte Komplikationen.

Die Langzeitergebnisse bleiben abzuwarten.