Aktuelle Urol 2006; 37 - V90
DOI: 10.1055/s-2006-947479

Neurostimulation des periprostatischen neurovaskulären Bündels induziert reproduzierbare penile Erektionen im Tiermodel

A Bannowsky 1, G Böhler 1, C van der Horst 1, M Hamann 1, D Osmonov 1, C Seif 1, S Hautmann 1, KP Jünemann 1, PM Braun 1
  • 1Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel

Ziele: Im Rahmen tierexperimenteller Studien mit der Fragestellung der stimulationsinduzierten Erektion und Erforschung derselben im Hinblick auf Probleme beispielsweise der erektilen Dysfunktion (ED) nach radikaler Prostatektomie existiert derzeit kein sicher reproduzierbares Tiermodell.

Material und Methode: Bei 6 beatmeten Kaninchen (Chinchilla Bastard) führten wir eine i.v.-Narkose mit Ketamin (50mg/kg/h) und Rompun (6mg/kg/h) durch. Nach medianer Unterbauchlaparatomie wurde das periprostatische neurovaskuläre Bündel mit den Nervi erigentes dargestellt. Anschließend erfolgte die Neurostimulation der neurovaskulären Bündel uni- und bilateral über fixierte Stimulationselektroden (Stimulationsparameter: Impulsdauer 500µs, Amplitude 0,4mA, Frequenz 15Hz). Ein analoges Vorgehen führten wir bei 3 Kaninchen durch, bei denen die Narkose mit alpha-Chloralose i.v. (70mg/kg/h) unterhalten wurde.

Ergebnisse: Sowohl bei uni- als auch bilateraler Neurostimulation ließen sich reproduzierbare penile Erektionen erzeugen. Hierbei kam es unter bilateraler Stimulation zu einer stärkeren Erektion mit größerem Längenzuwachs gegenüber der unilateralen. Die stimulationsinduzierte penile Erektion hatte im Mittel nach 20 Sekunden die maximale Tumeszenz erreicht. Nach Abschalten des Stimulationsimpulses kam es zu einer zügigen Detumeszenz. Im Vergleich zu den Tieren unter alpha-Chloralose zeigte sich kein Unterschied in der stimulationsinduzierten Erektion.

Schlussfolgerung: Dieses Kaninchenmodell ist ein geeignetes Kleintiermodell, bei welchem eine penile Erektion durch Neurostimulation der Nervi erigentes im periprostatischen neurovaskulären Bündel reproduzierbar ausgelöst werden kann. Es ergibt sich hierbei kein Unterschied der Narkoseform zwischen Ketamin und Rompun vs. alpha-Chloralose wie beispielsweise bei der Erzeugung von Blaseninstabilitäten. Aufgrund der guten operativen Darstellbarkeit der Nervi erigentes ist dieses Modell für experimentelle Fragestellungen äußert geeignet. Es legt den Grundstein zu weiteren Entwicklungen im Hinblick auf eine verbesserte intraoperative Diagnostik im Rahmen potenzgefährdender operativer Eingriffe und ggf. Therapie postoperativer ED mittels Neurostimulation.