Aktuelle Urol 2006; 37 - V73
DOI: 10.1055/s-2006-947461

Operative Korrektur der Hypospadie – Heilbronner Erfahrungen

M Schulze 1, D Teber 1, JT Klein 1, S Subotic 1, O Seemann 1, JJ Rassweiler 1
  • 1Urologische Klinik Heilbronn

Einleitung: Diese Arbeit stellt einen kritischen Rückblick auf 10 Jahre Hypospadiekorrekturen an unserer Klink dar. Fukussiert wurde auf angewandte Methoden, Probleme und Komplikationen der einzelnen Techniken und deren Management sowie die funktionellen Ergebnisse.

Material und Methoden: Die perioperativen Daten wurden retrospektiv nach Durchsicht der Krankenakten erfasst und statistisch ausgewertet. Hier wurde das Augenmerk auf folgende Parameter gelegt: präoperative Lage des Meatus und Technik der Operation, Komplikationsraten der verschiedenen Methoden und Zufriedenheit der Patienten/Eltern mit dem kosmetischen und funktionellen Ergebnis. Abschließend haben wir unsere Daten mit der aktuellen nationalen und internationalen Literatur verglichen.

In den 10 Jahren wurden 115 Knaben im mittleren Alter von 4 Jahren operiert. Die Lage des Meatus entsprach bei unseren Patienten etwa der bekannten Verteilung. In 90 Fällen (79%) distal, in 23 Fällen (20%) in der Schaftmitte und in einem Fall (1%) proximal. Die distalen Hypospadien wurde durch die Rekonstruktion nach Mathieu (n=11), MAGPI (n=34) oder auch nach Snodgrass (n=30) therapiert. In den Fällen des in Schaftmitte gelegenen Meatus wurde durch die TIP nach Snodgrass (n=15) oder eine Onlay- / Tube-Plastik (n=6) und in dem einen Fall der proximalen Hypospadie durch eine Tube-Plastik (n=1) die Rekonstruktion vorgenommen. In einen Fall wurde auch Mundschleimhaut zur Deckung transplantiert. Bei allen Patienten wurde mit mikrochirurgischen Instrumenten und Nahtmaterial der Stärke 6×0 bis 8×0 und Lupenbrille operiert. Der Follow-up betrug im Mittel 3,2 Jahre.

Ergebnisse: Die Patienten berichten zu 100% über eine im Stehen mögliche Miktion. 76% (90%[distal] bis 75%[Mitte/Proximal]) sind mit dem kosmetischen Ergebnis zufrieden. Bei lediglich 4% hat sich eine erneute Schaftverkrümmung gezeigt. Bei distaler Hypospadie wurde in 12% (Literatur 6–23%) der Fälle und bei mittlerem oder proximalem Meatus in 29% (16–33%) eine operative Revision notwendig. Gesamtreinterventionsrate 18 Patienten (15%). Indikationen zum Zweiteingriff waren Fisteln (n=8), Meatusstenosen (n=7) und Schaftverkrümmungen (n=3). In 91% der Fälle war mit einem Eingriff das primäre Ziel der Wiederherstellung von Funktionalität und kosmetisch ansprechendem Äußeren erreicht.

Schlussfolgerung: Mit dem Möglichkeiten der Mikrochirurgie (feine Instrumente, feines Nahtmaterial, Lupenbrille) sowie der Auswahl der optimalen OP-Technik ist die Rekonstruktion der Harnröhre mit guter Funktionalität und Kosmetik in der Regel in einer Sitzung möglich.