Aktuelle Urol 2006; 37 - V36
DOI: 10.1055/s-2006-947424

Qualitätssicherung in der Urologie – Ergebnisse einer Patientenbefragung nach radikaler Prostatektomie in einer 22-Betten-Abteilung

X Krah 1, G Atanassov 1, E Klose 1, G Eschholz 1
  • 1Urologische Abteilung, HELIOS-Klinik Blankenhain, Blankenhain

Einleitung:

Qualitätssicherung gewinnt angesichts des zunehmenden Einfluss von Wettbewerb und Wirtschaftlichkeit in der Medizin an Bedeutung. Sowohl der Patient als auch der Kostenträger erwarten qualitativ hochwertige und öko-nomisch vertretbare Therapien. Die Forderung nach Zentrumsbildung und operativen Mindestmengen für be-stimmte Eingriffe berücksichtigen andere Einflussfaktoren wie Zahl der Eingriffe pro Operateur und dessen Er-fahrung nicht. Ziel unserer Untersuchung war die Evaluierung eigener operativer Therapieergebnisse in einem Haus mit ca. 35 radikalen Prostatektomien/Jahr und einem hohen Anteil an Ausbildungseingriffen.

Methode:

Neben der Auswertung perioperativer Daten führten wir eine retrospektive Befragung aller Patienten nach einer radikalen, nicht nerverhaltenden Prostatektomie, die im Zeitraum von 1998 bis 2003 in unserer Abteilung er-folgte, durch. Es wurden Angaben zur Kontinenzsituation, zur Lebensqualität und der subjektiven Einschätzun-gen des Patienten erhoben. Die Kontinenz wurde mittels eines Fragebogen der Deutschen Kontinenz Gesell-schaft in Anlehnung an ICIQ-SF 2004 evaluiert. Zur Beurteilung der Lebensqualität verwendeten wir eine Skala von 0 (schlecht) bis 10 (sehr gut).

Ergebnisse:

130 Patienten, zum Op-Zeitpunkt durchschnittlich 68 (47 bis 85) Jahre alt, wurden um die Beantwortung von 8 Fragen gebeten. 59 von ihnen hatten ein pT2- (45,4%), 47 ein pT3- (36,2%) und 24 (18,4%) ein pT4-Karzinom. Die Rücklaufquote lag bei 68% (88 Patienten). Weniger als 5% der Fragebögen waren inkomplett ausgefüllt. Die Möglichkeit einer persönlichen Anmerkung am Ende des Fragebogens nutzten lediglich 47 der Befragten. Der durchschnittliche ICIQ-Score 2 bis 7 Jahre postoperativ betrug 6,39 (24% komplett kontinent, 8% ICIQ-Score bis 3, 39% ICIQ bis 9 und nur 9 Patienten mit ICIQ >13). Die Lebensqualität in Bezug auf die urologi-schen Grunderkrankung wurde mit einem durchschnittlichen Wert von 6,9 bewertet. Bei 48 Patienten (54%) lag dieser Wert über 8. 77% Patienten würden sich dem operativen Eingriff noch einmal unterziehen, 83% ihn als Therapie der 1. Wahl weiterempfehlen. OP-spezifische Parameter wie Blutverlust, stationäre Aufenthaltsdauer, Anteil an R1-Resektionen, Transfusions- oder Revisionsraten unterschieden sich nicht von denen großer publi-zierter Serien. Ebenso bestand kein Unterschied zwischen den Ergebnissen der Ausbildungsassistenten und der Fachärzte.

Zusammenfassung:

Unter Beachtung der Tumorstadien zeigen unsere Ergebnisse, dass auch in einer kleinen operativen Einheit gute bis sehr gute operative Ergebnisse erzielt werden können. Die Anzahl durchgeführter Operation/Einrichtung er-scheint als alleiniger Qualitätsparameter ungeeignet, andere Faktoren wie die Effizienz innerklinischer Behand-lungsalgorithmen oder eine strukturierte Ausbildung sollten evaluiert und in die Diskussion um Mindestmengen einbezogen werden.