Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31 - P1_2
DOI: 10.1055/s-2006-946739

Screening des Ernährungszustandes von Patienten im Krankenhaus: Welche Methode ist praktikabel zur Erfassung von Mangelernährung?

J Hackl 1, O Galvan 2, M Joannidis 3
  • 1Klinische Abteilung für Allgemeine und Chirurgische Intensivmedizin, Medizinische Universität Innsbruck, Austria
  • 2Univ.-Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Medizinische Universität Innsbruck, Austria
  • 3Univ.-Klinik für Innere Medizin, Medizinische Universität Innsbruck, Austria

Einleitung: Patienten in Krankenhäusern sind in Europa laut rezenten internationalen Studien zu 20 bis 60% als mangelernährt einzustufen. Der Europarat hat sich dieser Thematik angenommen und eine entsprechende Resolution herausgegeben, zudem wurden europäische Richtlinien zum Screening der Mangelernährung publiziert. Es stellt sich nun die Frage nach der geeigneten Methodik zur Erhebung des Ernährungszustandes in der täglichen Routine. Ziel dieser Arbeit war eine erste Prüfung des „Innsbruck Nutrition Screening Tool (INST)“ als primäres Screening Instrument (Vortest) zum Nachweis der Mangelernährung und zur Einleitung einer Ernährungstherapie. Patienten und Methodik: Das Innsbruck Nutrition Screening Tool (INST) wurde an publizierten Daten zum Ernährungszustand von 640 Innsbrucker Krankenhauspatienten retrospektiv getestet (Galvan O, Joannidis M, Widschwendter A, Bonatti,H.; Sprinzl,G.M.; Rehak,P.; Balogh,D.; Hackl,J.M. Comparison of different scoring methods for assessing the nutritional status of hospitalised patients. Wien.Klin.Wochenschr. 2004; 116: 596–602) und den Ergebnissen der Auswertung des Vor- und Haupttestes des Nutrition Risk Screening 2002 (NRS 2002) (Kondrup J, Rasmussen HH, Hamberg O, Stanga Z. Nutritional risk screening (NRS 2002): a new method based on an analysis of controlled clinical trials. Clin.Nutr. 2003; 22: 321–336) gegenübergestellt. Ergebnisse: Der NRS Vortest wies eine Sensitivität von 98% und Spezifität von 53% in der Erkennung von Risikopatienten auf. Bei einem Grenzwert von ≥2 Punkten zeigte der INST eine Sensitivität von annähernd 65%, sowie eine Spezifität von 90%. Wenn der Grenzwert auf ≥3 Punkten festgelegt wurde, lag die Spezifität bei annähernd 99%. Diskussion und Schlussfolgerung: Die Einführung einer Screening Methode setzt neben einer entsprechenden Validierung auch eine Prüfung der Durchführbarkeit in der Praxis voraus. Da die von der europäischen Gesellschaft publizierte Methode (NRS 2002) lokal zu aufwendig erschien, wurde der Vortest des NRS 2002 entsprechend modifiziert. Das konzipierte Innsbruck Nutrition Screening Tool (INST) wurde einer ersten Analyse unterzogen. Das Instrument könnte, aufgrund seiner im Vergleich zum Vortest des NRS 2002 besseren Spezifität, den Arbeitsaufwand zur Erkennung von Risikopatienten für Mangelernährung erheblich vereinfachen. Der Haupttest des NRS müsste in der Folge weniger häufig durchgeführt werden. Eine einfache, schnelle und dennoch zuverlässige Erhebung des Ernährungszustandes und die Erstellung einer Indikation zur Ernährungstherapie scheint mit dem Instrument möglich zu sein. In komplizierten Fällen, die von der üblichen Routine abweichen, wäre ein genaueres Assessment des Ernährungszustandes mittels Haupttest des NRS 2002 nötig. Die Prüfung der Zuverlässigkeit des Instrumentes innerhalb einer kontrollierten, prospektiven Studie ist erforderlich und befindet sich derzeit in Planung.