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DOI: 10.1055/s-2006-946535
Bilirubinmessung bei Neugeborenen: Ein Vergleich von neun häufig genutzten Geräten
Fragestellung: Die Neugeborenengelbsucht stellt eine typische Anpassungsstörung der frühen Postnatalperiode dar. Bilirubinbestimmungen zählen daher zu den am häufigsten durchgeführten Untersuchungen in der Neonatologie. Verschiedene Gerätetypen können dafür verwendet werden. In der vorliegenden prospektiven Studie wurden neun häufig genutzte Geräte unter Routinebedingungen beurteilt. Ziel war es, eine Empfehlung für die Reihenfolge der Nutzung der Gerätetypen für Routine-Messungen zu geben.
Methodik: Mit drei Hautmessgeräten (Minolta: Biliblitz JM-102, Minolta: Biliblitz JM-103, Medela: BiliCheck), drei nicht-chemisch photometrisch messenden Geräten (Ginevri: Twin Beam, Radiometer: ABL 735, Roche OMNI S) sowie drei Standardlaboranalysatoren (Dade: Dimension RxL, Roche: Hitachi 912, Ortho: Vitros 250) wurden Parallelmessungen nach einem standardisierten Protokoll durchgeführt. Zusätzlich wurden Präzisionsmessungen mit Standards des National Institute of Standards and Technology durchgeführt.
Ergebnisse: 124 Blutproben von 122 Neugeborenen (35–42 Schwangerschaftswochen, 2260–4510g, 0 8 Lebenstage) wurden untersucht (Serumbilirubinwerte 9–388µmol/l=0.5–22.7mg/dl). Alle drei Standardlaboranalysatoren korrelierten sehr hoch untereinander, so dass ihr Mittelwert als Referenzwert verwendet wurde. Die Korrelationskoeffizienten für die Hautmessgeräte lagen zwischen 0.961 und 0.966, für die nicht-chemisch photometrisch messenden Geräte zwischen 0.980 und 0.994. Bland-Altman Graphiken zeigten eine sehr gute Korrelation im Vergleich zum Referenzwert für alle nicht-chemisch photometrisch messenden Geräte. Die Hautmessgeräte und ein nicht-chemisch photometrisch messendes Gerät unterschätzten besonders die klinisch relevanten hohen Bilirubinkonzentrationen. Die maximale Unterschätzung lag bei 58µmol/l für ein Hautmessgerät und 65µmol/l für ein nicht-chemisch photometrisch messendes Gerät. Durch den Gebrauch der Hautmessgeräte könnte den Neugeborenen bei Festlegung geeigneter Grenzwerte 93% der Blutentnahmen erspart werden. Die Variationskoeffizienten lagen bei fast allen Präzisionsmessungen unter 5%. Auffällig war die Unterschätzung des Soll-Bilirubin Wertes (-134µmol/L) eines nicht-chemisch photometrisch messenden Gerätes bei der Linearitätsmessung.
Schlussfolgerung: In der Routineversorgung von Neugeborenen sollte als erste Methode zur Bilirubinbestimmung die Messung des transkutanen Bilirubins gewählt werden. Wenn das Hautmessgerät einen Wert über 200µmol/l misst und eine Blutgas-Analyse aus anderen Gründen benötigt wird, sollte die Bilirubinbestimmung mit in die Messung eingeschlossen werden. Andernfalls sowie bei Bilirubinwerten der nicht-chemisch photometrisch messenden Geräte über 250µmol/l sollte eine Messung durch Standardlaboranalysatoren erfolgen.