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DOI: 10.1055/s-2006-946528
Hyperglykaemie als frueher Sepsismarker bei Fruehgeborenen (FG) <30 Schwangerschaftswochen (SSW) und <1000g Geburtsgewicht (GG)
Hintergrund: Ein häufiges und schwerwiegendes Problem von Frühgeborenen ist Sepsis. Schnelle und frühzeitige Diagnosestellung ist schwierig. Thrombozytenzahl und CRP sind spezifische Spätmarker für Sepsis. IL6 und IL8 gelten als sensitive Frühmarker neonataler Infektionen. Zytokin-Assays sind allerdings kostenintensiv. Neugeborene <1000g haben 18x häufiger eine Hyperglykämie als FG >2000g auf. Davon haben 68% mindestens zwei Hyperglykämien >150mg/dl. Neben der Glukose-Zufuhr und der Gabe von bestimmten Medikamenten werden Stressfaktoren wie Atemnotsyndrom, chirurgische Eingriffe oder Sepsis mit Hyperglykämie assoziiert. Fragestellung: Wie nützlich ist die Erfassung von Hyperglykämien zur frühzeitigen Diagnose von Sepsis im Vergleich zur konventionellen Sepsisdiagnostik bei extrem unreifen Neugeborenen. Methodik: Retrospektiv wurden Daten von FG <30 Schwangerschaftswochen und <1000g GG analysiert. Eingeschlossen wurden FG, die mindestens einmal Glukose-Werte >144mg/dl hatten. Erfasst wurden Häufigkeit, Zeitpunkt des Auftretens, Dauer der Hyperglykämie ebenso wie Glukosezufuhr, Glukogene Medikamente, Glukosewerte vor, während und nach Hyperglykämie. Weiterhin wurde die Häufigkeit septischer Episoden (pos. Blutkultur u./o. CRP >10mg/l u./o. Thrombozyten <150000/µl) sowie das zeitliche Auftreten in Relation zur Hyperglykämie erfasst. Statistische Auswertung mit EXCEL und SPSS. Ergebnisse: 8 Frühgeborene (Medianes Gestationsalter 26 Schwangerschaftswochen und GG 733g) wurden untersucht. Insgesamt kam es zu 12 hyperglykämischen Episoden (1,5/Patient). 24h vor und nach Hyperglykämie betrug der mediane Blutzuckerwert 90mg/dl, während er bei Hyperglykämie mit 180mg/dl signifikant höher lag (p=0,005 im Vergleich zu den Vorwerten, p=0,002 im Vergleich zu den Nachwerten). Im Median trat die Hyperglykämie im Alter von 4,5 Tagen auf und hielt 4 Tage an. Die Glukosezufuhr betrug 9mg/kg/min. Insgesamt wurden 18 septische Episoden während einer medianen Aufenthaltsdauer von 53 Tagen erfasst (2,3/Patient und 1 Episode/23 Tage). Sepsisdiagnostik wurde im Median 3 Tage nach dem Auftreten der Hyperglykämie durchgeführt. Dieser zeitliche Unterschied war statistisch signifikant (p=0,025). In 11/12 hyperglykämischen Episoden wurde nach 3 Tagen eine Sepsis diagnostiziert (p=0,004). In 11/18 septischen Episoden kam es zur Hyperglykämie (p=0,35). Die errechnete Sensitivät für Hyperglykämie als früher Sepsismarker in der vorgestellten Gruppe betrug 61% und der positive prädiktive Wert 92%. Schlussfolgerungen: Extrem unreife Frühgeborene haben hyperglykämische Episoden, die mit nachfolgender Sepsis assoziiert sein können. Wird eine iatrogene Ursache ausgeschlossen, scheinen Hyperglykämien frühzeitiger und spezifischer als herkömmliche Marker auf eine Sepsis hinzuweisen.