Neuropediatrics 2006; 210 - P173
DOI: 10.1055/s-2006-946527

Respiratory Syncytial Virus (RSV) Infektion im Hochsommer bei zwei Frühgeborenen von 28 SSW mit Bronchopulmonaler Dysplasie (BPD)

H Buxmann 1, R Schlösser 1, HF Rabenau 2, A Berger 2, K Bauer 1
  • 1Universitäts-Kinderklinik
  • 2Inst. Med. Virologie Uniklinik, Frankfurt am Main, D

Einleitung: Infektionen mit RSV treten vorwiegend in den Wintermonaten auf. Frühgeburtlichkeit, BPD und niedriges Geburtsgewicht sind Risikofaktoren schwerer Verläufe. Wir berichten über zwei Frühgeborene von 28 SSW mit lang persistierenden RSV-Infektionen im August und September.

Methodik: Der RSV-Nachweis erfolgte mit 2 Methoden aus Nasopharyngealsekret: RSV-Antigen-ELISA (Fa. Virion, Würzburg) und eine in-house nested PCR zum Nachweis RSV-spezifischer RNA (Primer und Methodik: Grondahl et al. J Clin Microbiol;37(1):1–7,1999. Beide Kinder wurden in Inkubatoren gepflegt und nach Diagnosestellung einer Kohortenpflege zugeführt.

Patientin 1: Vierlingsfrühgeborenes von 28 SSW, GG 500g, Apgar 8/9/9, SGA infolge Plazentainsuffizienz. Die ersten 11 Lebenstage (Lt) atmete das Kind mit r-CPAP spontan und musste dann im Rahmen einer nosokomialen Infektion 4 Tage beatmet werden. Trotz kurzer Beatmungszeit entwickelte das Kind eine BPD. Am Lt 58 wurde die Patientin dyspnoeisch mit Hyperkapnie, FiO2 Bedarf >0,4 bei radiologisch gesicherter Pneumonie. Zur r-CPAP Therapie erfolgte die Rückverlegung auf unsere Intensivstation. Positiver RSV-Antigen (Ag) Nachweis mittels ELISA am Lebenstag 61. Über 38 Tage (4.8. bis 10.9.) war RSV-Ag im ELISA (13 Proben) und RSV-RNA in der PCR (7 Proben parallel zum ELISA) nachweisbar. Im bakteriologischen Rachenabstrich vom Lt 58 Keime der normalen Rachenflora, CrP am Lt 61: 0,1mg/dl. Klinisch bestand weiter Dyspnoe und FiO2 Bedarf um 0,3. Keine maschinelle Beatmung notwendig. Ab Lt 91 atmete das Kind Raumluft, ab Lt 101 negative RSV-Befunde im ELISA, PCR und Zellkultur. Entlassung am Lt 107.

Patient 2: Frühgeborenes von 28 SSW, GG 515g, Apgar 6/7/8, SGA bei Plazentainsuffizienz. Respiratorische Verschlechterung in den ersten Lebensstunden mit Intubation und Surfactantgaben. Komplexer Beatmungsverlauf infolge Atemnotsyndrom II-III°, Amnioninfektion, Lungenödem und hämodynamisch relevantem Ducuts arteriosus Botalli (am Lt 35/36 mit Indomethacin verschlossen). Das Kind entwickelte eine BPD bei kumulativ 50 Beatmungstagen. Ab Lt 95 zunehmende Dyspnoe mit steigendem FiO2 Bedarf um 0,35 und Hyperkapnie. Radiologisch interstitielle Zeichnungsvermehrung und positives Bronchopneumogramm. Keine erneute maschinelle Beatmung. Erster positiver RSV-Ag Nachweis im ELISA am Lt 98. Im bakteriologischen Rachenabstrich vom Lt 98: Enterococcus faecalis, am Lt 103 normale Rachenflora, CrP am Lt 99: 0,3mg/dl. Über insgesamt 24 Tage (18.8. bis 10.9.) RSV-Antigen mittels ELISA (8 Proben) und RSV-RNA in PCR (6 Proben, 5 davon parallel zum ELISA) nachweisbar. Nach überstandener RSV Infektion ab Lt 122 FiO2-Bedarf um 0,3. Entlassung am Lt 225 mit Sauerstoff-Heimversorgung.

Diskussion: Das Respiratory Syncytial Virus ist auch im Hochsommer als auslösendes Agens einer Infektion der Atemwege sehr kleiner Frühgeborener mit BPD in Betracht zu ziehen und kann den stationären Aufenthalt dieser Kinder erheblich komplizieren und verlängern.