Neuropediatrics 2006; 210 - P156
DOI: 10.1055/s-2006-946510

ISAAK- Initiative Schmerz-adaptierte Analgesie bei Kindern

N Bachmaier 1, J Mähl 1, R Rentsch 1, K Müller 1, V Hellwich 1, RD Stenger 1, C Fusch 1, JP Haas 1
  • 1Universitätskinderklinik, Greifswald, D

Einleitung: Rezidivierende Schmerzen führen zu einer Sensibilisierung des zentralen nozizeptiven Systems und damit zu Veränderungen des Schmerzgedächtnis. Stress durch postoperative Schmerzen kann die Wundheilung beeinträchtigen.

Ein standardisiertes postoperatives Schmerztherapiekonzept mit konsequentem Monitoring unter Einsatz von validierten Scores ermöglicht eine Objektivierung des Schmerzes auch bei kleinen und/oder sedierten Kindern sowie eine situationsadaptierte Analgesie/Analgosedierung mit Eskalationsmöglichkeit. Ziel unseres ISAAK- (=Initiative Schmerz-adaptierte Analgesie bei Kindern) Projektes ist die Standardisierung von Monitoring und Therapie bei der Analgesie/Analgosedierung auf der pädiatrischen Intensivstation.

Methodik: Messung der Schmerzintensität ('KUSS' – Kindliche Unbehagens- und Schmerz- Skala) und des Sedierungsgrades (Ramsey-Score) bei allen pädiatrischen Intensivpatienten kleiner/gleich 4 LJ nach operativen Eingriffen an Abdomen und Lippen-Kiefer-Gaumen (LKG)-Bereich oder Anlage/Revision eines VP-Shuntes sowie bei Verbrennungsverletzungen. Erfassung der Scores durch das Pflegepersonal zweimal während jeder 8h-Schicht, bei Schmerzbeobachtungen und vor/nach jeder Veränderung der Analgesie. Einsatz eines für die jeweilige postoperative Analgesie standardisierten 3-Stufen-Schemas nach Basis-Bolus-Prinzip als 'nurse-controlled-analgesia'. Auswertung der Anzahl erhobener Scores, Anzahl der KUS-Scores größer 4 (=Schmerz) und Ramsey-Scores=1 (=Unruhe). Analyse der Untergruppen: Verbrennung/Verbrühung (n=7), Pyloromyotomie (n=15), Laparotomie (n=9), urologische OP (n=10), Kraniotomie (n=13), Thorakotomie/cervikale OP (n=6), traumatologisch-orthopädische OP (n=2), LKG-Verschluss-OP (n=20) und Analgosedierung bei Beatmung (n=3).

Ergebnisse: In unserer Studie wurden 98 Patienten evaluiert, von denen 85 Patienten eingeschlossen wurden. Die Applikation einer Baseline-Analgesie in einfacher Dosierung (Novaminsulfon 40mg/kgKG/24h) führte zu einem signifikant verminderten Bedarf an Bolusgaben von Medikamenten der Therapieeskalationsstufen. 7 von 25 Kindern der Gruppen 'urologische OP' und 'Pyloromyotomie', die keine Baseline-Analgesie nach Standard erhielten, benötigten häufigere Bolusgaben pro Zeiteinheit. Bei keinem der 85 Patienten wurden schwere Zwischenfälle beobachtet.

Schlussfolgerung: Eine standardisierte Schmerztherapie kann durch suffiziente Basisanalgesie zur Vorbeugung einer Schmerzchronifizierung beitragen und durch Wegfall wiederholter zusätzlicher Bolusgaben eine Analgetikaeinsparung bewirken. Die kooperative Betreuung von Schmerzmonitoring und -therapie durch Pflegepersonal und Ärzte verbessert die Wahrnehmung von 'Schmerz' als 5ten Vitalparameter.