Hintergrund: Chorangiome sind gutartige, kapillär-kavernöse Tumore der Plazenta, die bei großer
Ausdehnung mit hoher Morbidität und Mortalität des Neugeborenen assoziiert sind. Kardiologische
Komplikationen als Folge von Chorangiomen werden vereinzelt beschrieben, von hypertropher
Kardiomyopathie bis zur Herzinsuffizienz mit fetalem Hydrops. Wir berichten von einem
Neugeborenen mit Herzinsuffizienz, Anämie und Thrombopenie in Verbindung mit ausgeprägtem
Chorangiom.
Fallbericht: 24-jährige G3 P3, pränataler Verlauf unauffällig, in der Ultraschalldiagnostik keine
pathologischen Befunde erhoben. Sekundäre Sectio nach 39+1 Gestationswochen bei pathologischem
CTG. Apgar 7/9/9, Nabel-Arterien pH 7,18. Geburtsgewicht 2410g (<3. P), übrige Körpermaße
im Normbereich. Postnatal zunehmende respiratorische Insuffizienz mit pH 7,09 und
Hyperkapnie, Intubation und Beatmung mit FiO2 0,5–1.0. In den Labortests ausgeprägte
Anämie (Hb 7,2g/dl, Hkt 21%), Normoblastose (158 pro 100 Leukozyten), Retikulozyten
7,3%, Kreatinin 1,4mg/dl. Infektparameter unauffällig. In der Thorax-Röntgenaufnahme
massive Kardiomegalie, in der Echokardiographie zudem verringerte Auswurffraktion
bis 11%, kein Vitium cordis. Unter der Therapie mit Erythrozytentransfusion, Katecholaminen,
Diuretika, Phosphodiesterasehemmer (Milrinone) deutliche Verbesserung der Herzfunktion
und -Größe sowie der Nierenfuntion, Extubation am 5. Lebenstag. Spontane Besserung
der Thrombozytenzahlen, Normalisierung des Hkt nach Transfusionen. Untersuchungen
von Stoffwechsel, viralen und bakteriellen Infektionen führten zu negativen Ergebnissen.
In der Plazenta-Histologie zahlreiche Chorangiome bis 8cm Durchmesser, 60–70% der
Plazenta betroffen, große Areale mit frischen Blutungen, intravasale Thromben. Im
weiteren unkomplizierter Verlauf des Kindes, nach oralem Nahrungsaufbau im Alter von
drei Wochen Entlassung nach Hause.
Fazit: Chorangiome können bei starker Shunt-Wirkung eine Herzinsuffizienz beim Feten verursachen.
Anämie und Thrombopenie können begleitende Komplikationen sein. Auch eine ausgeprägte
Herzvergrößerung und -Insuffizienz kann, wie in diesem Fall, unter intensivmedizinischer
Behandlung innerhalb einiger Tage reversibel sein.