Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2006-946500
Fulminante Nekrotisierende Enterokolitis nach Hydrokortisontherapie bei einem Frühgeborenen mit BPD
Die Therapie der Bronchopulmonalen Dysplasie (BPD) mit Dexamethason ist wegen der neurologischen Langzeitkomplikationen (1) nur noch ausgewählten Situationen vorbehalten. Als Alternative ohne Nachweis von neurologischen Spätschäden ist u.a. die Therapie mit Hydrokortison vorgeschlagen worden (2). Für eine frühe Hydrokortisontherapie ist jüngst die Assoziation mit spontanen intestinalen Perforationen gezeigt worden (3). Wir berichten über ein eutrophes männliches Frühgeborenes, das unter einer Hydrokortisontherapie gemäß dem von Lodygensky et al. vorgeschlagenen Schema eine fulminante, letal verlaufende NEC entwickelte.
Fallbericht: Eutrophes männliches Frühgeborenes, SSW 24+2, GG 583g (10. P.), NapH 7,16, APGAR 3/5/9. Surfactantgabe am 1., 2. und 8. LT. Kontinuierliche Beatmung (konventionell von LT 1–13 und LT 22–30 sowie Hochfrequenzoszillation von LT 14–22). Verschluss eines persistierenden Ductus arteriosus mit Indometacin vom 3. bis 7. LT. Nahrungsaufbau und Stuhl- bzw. Mekonium- Entleerung waren nicht verzögert. Bei schwerster BPD mit einem Oxygenierungsindex von 15 und Hyperkapnie (pCO2 84mmHg bei PIP 24 cmH2O) Beginn einer Hydrocortisontherapie ab dem 28. LT (1. Woche 5mg/kg/d, 2. Woche 2,5mg/kg/d, 3. Woche 1mg/kg/d i.v.). Hierunter gelang am zweiten Behandlungstag (30. LT) die erfolgreiche Extubation. Bis zum 40. LT Atemunterstützung mit nasalem CPAP.
Am 40. LT (Tag 12 der Hydrokortisontherapie) entwickelte der Patient eine fulminante NEC Stadium III mit dramatischer AZ- Verschlechterung, blutigen Stühlen, Pneumatosis intestinalis und intestinaler Perforation. Nach der notfallmäßigen Operation, bei der sich das Vollbild einer NEC vor allem im Bereich des terminalen Ileum, des Colon ascendens und des Colon transversum mit freier Perforation des Zoecalpols zeigte, kam es nur kurzzeitig zu einer klinischen Erholung. Im Rahmen eines septischen Schocks mit Multiorganversagen kam es am 1. postoperativen Tag zum Exitus letalis.
Schlussfolgerung: Die Sicherheit einer Hydrokortisontherapie der BPD bei Frühgeborenen kann derzeit nicht beurteilt werden. Wir plädieren für einen extrem zurückhaltenden Einsatz jeglicher Steroide bei BPD.
(1) Committee on Fetus and Newborn. Postnatal corticosteroids to treat or prevent chronic lung disease in preterm infants. Pediatrics. 2002;109:330–338
(2): Lodygensky, GA et al., Structural and functional brain develpement after hydrocortison... Pediatrics, 2005;116:1–7
(3): Attridge et al. New insights into spotaneous intestinal perforation... J Perinat 2006;26: 93–99