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DOI: 10.1055/s-2006-946495
Hämorrhagische Schocksyndrome und Volumenmangel sub partu-Optimierung der Erstversorgung
Überlebensrate und Outcome von Neugeborenen nach Reanimation haben sich in den letzten 25 Jahren -auch durch die Einführung der Neugeborenennotarztdienste (NNAD)- erheblich verbessert. Der ideale Zustand-Erstversorgung durch Kinderärzte/Neonatologen mit Anbindung an eine hausinterne leistungsfähige Neonatologie-ist im ländlichen Raum oft immer noch nicht gewährleistet. Bis zum Eintreffen des NNAD muss dann die Erstversorgung durch Erwachsenenmediziner-Anästhesisten und Geburtshelfer erfolgen. Diese Ersthelfer verfügen in kritischen Situationen häufig nicht über ausreichende Routine für die Erstversorgung von reanimationsbedürftigen Neugeborenen. Rasches und professionelles Handeln ist aber für die spätere Entwicklung der Kinder von entscheidender Bedeutung. Wir stellen kasuistisch die Erstversorgung und den Verlauf von vier Früh-und Neugeborenen (32.-41. SSW) mit den klinischen Zeichen eines Volumenmangelschocks dar. Retrospektiv wurde die Diagnose einer feto-maternalen Transfusion gestellt (kindlicher Hb 2,2–3,1g/dl, HbF im mütterlichen Blut 3,9–6,7%). Für die anwesenden Erstversorger war die notwendige Volumensubstitution wegen fehlender Venenzugänge-trotz mehrfacher Versuche- nicht möglich und konnte daher erst mit zeitlicher Verzögerung erfolgen. Der intensivmedizinische Verlauf und die ohnedies ungünstige Prognose wurde durch die verzögerte Volumenzufuhr negativ beeinflusst.
Welche Möglichkeiten gibt es aber, um – fernab von universitären Trainingszentren- unter klinischen Alltagsbedingungen die Erstversorgung in solchen Fällen zu optimieren?
Eine hilfreiche und oft lebensrettende Alternative in der Akutsituation ist- in der Erwachsenenmedizin nicht praktiziert- die Katheterisierung der Nabelgefäße. Die einfache Technik der Nabelgefäßkatheteranlage ist wegen fehlender Übungsmöglichkeiten unter Berücksichtigung ethischer Aspekte dennoch nicht einfach zu erlernen.
Als alternatives Übungsmodell bietet sich daher die Plazenta an: Sie ist in ausreichender Anzahl vorhanden und die vor Ort tätigen Erstversorger können die retrograde Kanülierung der plazentaseitigen Nabelschnurgefäße rasch erlernen und in regelmässigen Intervallen trainieren. In Notfallsituationen kann dann die im „Trockentraining“ mit der Plazenta erworbene Sicherheit und Routine zu einer erfolgreichen Erstversorgung beitragen.