Neuropediatrics 2006; 210 - P135
DOI: 10.1055/s-2006-946489

Blutproduktsubstitution während mechanischer Kreislaufunterstützung: Vergleich zwischen zwei Perfusionssystemen

J Lemmer 1, B Stiller 1, F Merkle 1, V Alexi-Meshkivilli 1, Y Weng 1, M Hübler 1, A Koster 1, PE Lange 1, F Berger 1, R Hetzer 1
  • 1Deutsches Herzzentrum Berlin, Berlin, D

Einleitung: Verschiedene Systeme der mechanischen Kreislaufunterstützung werden zur Zeit bei Säuglingen und Kindern mit terminaler, therapierefraktärer Herzinsuffizienz eingesetzt. Die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Antikoagulation führt jedoch zu Blutungskomplikationen und der Notwendigkeit der Substitution von Blutprodukten.

Methodik: Wir haben retrospektiv die Gerinnungsstörungen und den Substitutionsbedarf bei 64 Kindern, die zwischen 1994 und Juli 2002 mit einem mechanischen Kreislaufunterstützungssystem behandelt wurden, verglichen. 30 Kinder (medianes Alter 7,4 Jahre; range 1,6–14,3 Jahre) wurden mit einem pulsatilen pneumatischen ventrikulären Assist Device (VAD; EXCOR, Berlin Heart ®), 34 (medianes Alter 1,8 Jahre; range 0,2–7,3 Jahre) mit ECMO behandelt. Die Antikoagulation erfolgte bei beiden Patientengruppen mittels Heparin-Dauerinfusion. Erythrozyten-, Thrombozytenzahl, aPTT, AT III und Fibrinogen wurden zweimal täglich bestimmt. Abhängig vom Blutverlust und den Gerinnungsparametern erfolgte eine Substitution mit Erythrozytenkonzentraten (Hb <9g/dl), FFP (Fibrinogen <180mg/dl) und Thrombozytenkonzentraten (<70.000/ml).

Ergebnisse: Präoperativ zeigten sich zwischen den beiden Gruppen keine Unterschiede in den hämatologischen und Gerinnungs-Parametern. Nach Implantation des mechanischen Kreislaufunterstützungssystems zeigten sich jedoch bei den Patienten mit VAD im Vergleich zu den Patienten an der ECMO ein signifikant niedrigerer Substitutionsbedarf (s. Tab.).

Darüber hinaus zeigte sich bei den Patienten am VAD eine geringere Mortalität (30% vs. 68%; p=0.008), eine insgesamt höhere Überlebensrate (66% vs. 32%; p=0.009) sowie eine erfolgreichere Überbrückung zur Transplantation (14 vs. 3 Patienten, p=0.003). Einschränkend ist jedoch zu erwähnen, dass eine Unterstützung der kardialen Funktion mittels VAD eine erhaltene Lungenfunktion voraussetzt, wogegen mittels ECMO eine Überbrückung der kardialen und respiratorischen Funktion möglich ist.

Schlussfolgerung: Im Vergleich zur ECMO führt der Einsatz eines VAD in der Langzeittherapie der terminalen Herzinsuffizienz im Säuglings- und Kindesalter zu einem geringerem täglichen Blutverlust, zu einem geringeren Substitutionsbedarf sowie zu einer erfolgreicheren Überbrückung bis zur Transplantation und Überleben.

VAD

ECMO

P

Thrombozytenkonzentrat(ml/kg KG/d)

4,32±0,98

24,63±6,26

<0.001

Erythrozytenkonzentrat(ml/kg KG/d)

17,18±2,28

60,32±17,18

<0.001

Fresh Frozen Plasma(ml/kg KG/d)

8,50±3,98

46,96±21,01

<0.001

Antithrombin III(IE/kg KG/d)

10,9±3,84

32,67±15,36

0.01

Tab.: Mittlere tägliche Substitution von Blutprodukten während der ersten 8 Tage mechanischer Kreislaufunterstützung. Alle Werte sind Mittelwerte±Standardabweichung. Die statistische Analyse erfolgte mittels Mann-Whitney Test.