Neuropediatrics 2006; 210 - P131
DOI: 10.1055/s-2006-946486

Auffällige Augenbefunde neben der Frühgeborenenretinopathie bei extrem kleinen Neonaten

F Pulzer 1, E Robel-Tillig 1, M Knüpfer 1, C Foja 2, C Gebauer 1, C Vogtmann 1, W Kiess 1
  • 1Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche
  • 2Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Leipzig, D

Fragestellung: Bei steigenden Überlebensraten von extrem kleinen Frühgeborenen stellt die Frühgeborenenretinopathie (ROP) weiterhin ein großes Erblindungsrisiko für diese Kinder dar. Über zusätzliche okuläre Komplikationen bei diesen Neonaten ist bislang wenig berichtet.

Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Analyse wurden die augenärztlichen Screeningergebnisse und eigenen Beobachtungen von 22 ehemals sehr unreifen Frühgeborenen (<25 vollendete Schwangerschaftswochen) zusammengefasst, welche zwischen 1998 und 2003 auf unserer neonatologischen Intensivstation betreut wurden.

Ergebnisse: Die mittlere Schwangerschaftsdauer betrug 24.0±0.2 Wochen und das mittlere Geburtsgewicht lag bei 668±89 Gramm. Bei 9/22 Neonaten (41%) wurden auffällige Augenbefunde festgestellt, wobei eine ROP ≥ Stadium 3 in 8/22 Fällen (36%) beobachtet wurde und bei 6/22 (27%) Patienten bildete sich die ROP ohne Erreichen der Schwellenkriterien zur Behandlung zurück. Ein Kind erhielt eine Laserkoagulationsbehandlung, Cerclage und Vitrektomie. Trotzdem lag der Visus nur bei <0,1. Ein anderer Säugling verstarb aufgrund schwerer Komplikationen innerhalb der Beobachtungsperiode. Vier der 22 (18%) Neugeborenen wiesen weitere okuläre Veränderungen auf (Kongenitale Katarakt, Mikrophthalmie, partielle Atrophie des N. opticus und eine Ulceration der Cornea mit Linsenvorfall), wobei drei dieser Patienten ebenfalls eine höhergradige ROP hatten. Diese Kinder mussten länger beatmet werden, waren signifikant länger sauerstoffbedürftig und hatten die kumulativ höchsten Dosen an Dexamethason erhalten.

Schlussfolgerung: Die Rate an höhergradiger ROP ist bei unseren sehr unreifen Frühgeborenen tendenziell etwas niedriger als in Vergleichsstudien. Besonders erwähnenswert sind jedoch die übrigen beobachteten okulären Malformationen und Komplikationen in diesem Kollektiv, wobei neben der extremen Frühgeburtlichkeit auch ein Einfluss von Dexamethason sowie weiterer Faktoren zu diskutieren ist.