Einleitung: Die postnatale Steroidtherapie ist eine etablierte Methode bei Frühgeborenen zur
zügigen Reduktion des Sauerstoffbedarfs und Extubation sowie zur Prophylaxe der bronchopulmonalen
Dysplasie. Neuere Studien zeigen hierfür auch die Wirksamkeit geringerer kumulativer
Dexamethasondosen (0,89mg/kg). Der Einsatz von Steroiden wurde u.a. im Hinblick auf
die neurologische Langzeitentwicklung in den letzten Jahren trotz widersprüchlicher
Studienergebnisse kritisch bewertet. Wir analysierten den Einfluss des gezielten kurzzeitigen
Einsatzes von Dexamethason bei Frühgeborenen auf die Entwicklung des Kopfumfanges
zur Entlassung als Ausdruck des damit assoziierten Gehirnwachstums.
Methoden: Zur Auswertung wurden alle Frühgeborenen ≤30,0 SSW des Geburtszeitraumes zwischen
1.1.2002 und 31.12.2005 in der Universitätsfrauenklinik Leipzig, die nicht vor dem
28. Lt. verstarben, herangezogen. Von den 217 Kindern erhielten 96 Frühgeborene wenigstens
eine Dosis Dexamethason. Die kumulative Dexamethasondosis betrug im Median 0,77mg/kg
(Range: 0,16–7,96mg/kg) und verteilte sich im Median auf 3 (Range: 1–26) Dosen. Die
Gruppen mit und ohne Dexamethasontherapie wurden hinsichtlich der Perzentilen von
Kopfumfang und Länge zur Entlassung, IVH, IVH Grad 1 bis 4, Dauer der Sauerstoff-
und CPAP-Therapie, Sauerstofftherapie >36. SSW und Auftreten einer ROP verglichen.
Ergebnisse: Die beiden Gruppen ohne und mit Dexamethasontherapie (DEX0/DEX) unterschieden sich
nicht signifikant hinsichtlich Kopfumfang zur Geburt <3. Perzentile (9/96 vs. 12/121),
Geschlecht (m:f) (58:63 vs. 47:49), antenataler Steroidgabe (109/121 vs. 84/96). Unterschiede
bestanden bezüglich Gestationsalter (29,4 (25,2–32,0) vs. 27,0 (23,4–31,6)), Surfactanttherapie
(12/121 vs. 39/96), IVH (8/121 vs. 34/96), IVH > Grad 2 (0 vs. 9).
Signifikante Unterschiede ergaben sich bei folgenden Parametern: Kopfumfang zur Entlassung
<3. Perzentile (32/114 vs. 38/92, p<0,05), Körperlänge zur Entlassung <3. Perzentile
(39/114 vs. 54/91, p<0,001), Körpergewicht zur Entlassung <3. Perzentile (30/113 vs.
40/92, p=0,011). Die kumulative Dexamethasondosis korrelierte signifikant mit der
zur Entlassung erreichten Kopfwachstumsperzentile (r=-0,231, p=0,004).
Schlussfolgerungen: Bezüglich der kumulativen Dexamethasondosis liegt das Therapieregime an unserer Klinik
ist deutlich niedriger verglichen mit bisher international applizierten Dosen. Trotzdem
zeigt die Gruppe der Kinder mit Dexamethasontherapie zum Entlassungszeitpunkt signifikant
geringere Körpermaße. Die kumulative Dexamethasondosis korrelierte signifikant mit
der zur Entlassung erreichten Kopfwachstumsperzentile.