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DOI: 10.1055/s-2006-946478
Der seltene idiopathische Spontanpneumothorax – therapeutisches Management (2 Kasuistiken)
Einleitung: Thorakaler Akutschmerz, Dyspnoe, Schweißausbruch und Kollapsneigung zählen zu den Symptomen eines idiopathischen Spontanpneumothorax. Gehäuft sind leptosome Jugendliche betroffen. Klinische Symptomatik, leptosomer Habitus und klinische thorakale Untersuchung geben bereits wichtige Hinweise. Weitere Ursachen (alpha-1-Antitrypsin-Mangel, Asthma bronchiale, Tuberkulose, Mukoviszidose) müssen laborchemisch und mikrobiologisch im Verlauf ausgeschlossen werden. Röntgen- und CT- Untersuchungen helfen die klinische Diagnose zu sichern und mit der Akuttherapie zu beginnen. Wegen geringer Fallzahlen fehlen einheitliche Behandlungskriterien. Anhand von 2 Patienten wird über diese Problematik berichtet.
Kasuistik 1: Bei einem 17-jährigen altersgerecht entwickelten Jugendlichen mit leptosomen Habitus traten beim Fußballspiel akut Schmerzen im linken Thorax- und Schulterbereich auf. Neben der klinischen Symptomatik bestätigte die Rö-Aufnahme einen kleinen Spontanpneumothorax li. apikal. Die Paraklinik erbrachte keine weiteren kausalen Hinweise. Unter Bettruhe und kontinuierlichen Sauerstoffgaben bildete sich der Pneumothorax zurück. Nach 4 Wochen trat ohne körperliche Belastung ein erneutes Rezidiv auf, welches ebenfalls erfolgreich konservativ behandelt wurde. Prophylaktisch erfolgte die Befreiung vom Schulsport. Bei einem weiteren Pneumothoraxrezidiv ergab das Lungen- CT bullöse Strukturveränderungen links apikal. Nach einer erneuten konservativen Therapie wurde kein Rezidiv mehr beobachtet. Eine Pleurodese war patientenseitig abgelehnt worden.
Kasuistik 2: Ein gleichaltriger leptosomer Jugendlicher mit einer re.- konvexen thorakalen Skoliose war im Alter von 15 Jahren wegen einer Pleuritis und Perikarditis stationär behandelt worden. Die Rö-Thoraxaufnahme zeigte bei erneuten inspiratorisch auftretenden apikalen Thoraxschmerzen einen größeren Mantelpneumothorax li. und einen kleinen Spitzenpneumothorax rechts. Im thorakalen CT wurden keine bullösen Strukturveränderungen sicher nachgewiesen. Unter konservativer Therapie und Pleurasaugdrainage konnte keine Pneumothoraxrückbildung erreicht werden. Erst eine lokale chemische Pleurodese (Tetracyclin-Hydrochlorid, 1% Silbernitratlösung) war dann erfolgreich.
Schlussfolgerungen: Der seltene idiopathische Spontanpneumothorax kann sich akut zu einem kritischen Ereignis entwickeln. Pulmonale blasige Lungenveränderungen (sog. „blebs“) sind prädisponierend. Das resultierende Therapiemanagement umfasst abwartend konservative und unterschiedliche invasive Konzepte. Konservative Behandlungsmaßnahmen und zwischenzeitliche körperliche Belastungseinschränkungen können manchmal ausreichend sein. Das Rezidivrisiko ist jedoch hoch. Bei fehlender Rückbildung sind Pleuradrainage, Thorakoskopie, Pleurodese und thoraxchirurgische Verfahren Therapie der Wahl.