Neuropediatrics 2006; 210 - P111
DOI: 10.1055/s-2006-946467

Transiente Tachypnoe des Neugeborenen (TTN) und Polymorphismen im beta2-Adrenorezeptoren (ADRB2) kodierenden Gen

SE Aslan 1, E Tutdibi 2, S Rudloff 3, Y Han 3, L Gortner 2
  • 1Dept.of Neonatology, Cerrahpasa Med. School, University of Istanbul, TR
  • 2Universitätskinderkliniken d. Saarlandes, Allg. Päd. u. Neonatologie, Homburg, D
  • 3Allg. Pädiatrie u. Neonatologie, Kinderklinik, Justus-Liebig-Universität Gießen, D

Einleitung: Die TTN ist in der Regel eine selbstlimitierende Atemstörung des reifen Neugeborenen, der eine verzögerte Resorption der fetalen Lungenflüssigkeit zugrunde liegt. Ätiologisch werden Störungen im alveo-interstitiellen Natrium-Transport über epitheliale Natrium-Kanäle (ENaC) mit folglich unzureichender passiver Wasserresorption, die asphyxiebedingte Linksherzinsuffizienz mit pulmonal-interstitiellem Ödem oder auch ein transienter Surfactantmangel als zentrale Auslöser der TTN diskutiert. Eigene Untersuchungen konnten keinen Zusammenhang weder zwischen Polymorphismen im Gen des Surfactantprotein-B (121ins2-Heterozygotie und Intron 4-Variationen), noch Mutationen im Bereich des alpha-ENAC-Gens zur Inzidenz der TTN zeigen [Tutdibi et al., Klin Päd 215, 2003; Landmann et al., Acta Paediatr 94(3), 2005].

Im Rahmen der pulmonalen Adaptation steigern Katelochamine über Adrenorezeptoren gekoppelte Vorgänge die perinatale Resorption der fetalen Lungenflüssigkeit. Aktuell sind 9 verschiedene Einzelnukleotidpolymorphismen im ADRB2-Gen indentifiziert. Für folgende Polymorphismen im ADRB2-Gen (Arg16Gly und Gln27Glu) konnte eine signifikante Beeinflussung der Rezeptorfunktion nachgewiesen werden: Gly16-Allel mit verminderter und Glu27-Allel mit erhöhter Rezeptorempfindlichkeit auf Katelochamine.

Fragestellung: Ziel unserer Arbeit war es, einen möglichen Zusammenhang zwischen TTN und genetischen Polymorphismen im Gen der ADRB2 zu untersuchen.

Methodik: Unser Patientenkollektiv erfasste 41 gesunde (Gruppe 1) und 70 Reifgeborene mit TTN (Gruppe 2). Neugeborene mit Infektionen, angeborenen kardialen oder pulmonalen Fehlbildungen, Asphyxie und Kinder diabetischer Mütter wurden ausgeschlossen. Zur Identifizierung der Arg16Gly und Gln27Glu Polymorphismen wurde genomische DNA aus Blutzellen isoliert und mittels Alleldiskriminierung am Real-Time PCR untersucht (Applied Biosystems 7000).

Ergebnisse: Beide Gruppen zeigten keinen statistischen Unterschied in der Verteilung des Gestationsalters (40 SSW vs. 38 SSW), Geburtsgewichts (3380g vs. 3120g), Apgar-Score nach 5min <7 (jeweils 0%) und Nabelschnur-pH <7,10 (jeweils 0%). In Gruppe 2 war der Anteil an männlichen Neugeborenen (68,6% vs. 41,5%, p<0,009) und Sectio-Entbindungen (72,9% vs. 29,3%, p<0,001) im Vergleich zu Gruppe 1 signifikant höher. Die Allelhäufigkeiten für das Gly16-Allel (55,7% vs. 69,5%, p=0,059) und Glu27-Allel (31,4% vs. 36,6%, p=0,518) unterschieden sich nicht zwischen erkrankten Kindern und der Kontrollgruppe. Die multivariate Regressionsanalyse der Allele und klinischen Daten der untersuchten Neugeborenen zeigte ebenfalls keinen Zusammenhang der Polymorphismen zum Risiko der TTN.

Schlussfolgerung: Polymorphismen in den untersuchten Genabschnitten sind nicht für das Krankheitsbild der TTN verantwortlich. Weitere Untersuchungen sind zur Klärung der Ätiologie der transitorischen Tachypnoe notwendig.