Neuropediatrics 2006; 210 - P105
DOI: 10.1055/s-2006-946461

Mütterliche Amanita phalloides (Knollenblätterpilz-)Vergiftung am Ende der Schwangerschaft – ein Fallbericht

A Wacker 1, J Riethmüller 1, M Banerjea 1, H Abele 2, C Poets 1, R Goelz 1
  • 1Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin
  • 2Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Tübingen, D

Hintergrund: Bislang sind bis zwei Monate vor dem Entbindungstermin in insgesamt acht Publikationen keine fetalen Intoxikationen aufgrund mütterlicher Knollenblätterpilzvergiftungen beschrieben worden. Fallberichte über eine Amanitaintoxikation in den letzten zwei Schwangerschaftsmonaten liegen bislang nicht vor.

Fallbericht: Wir beschreiben das neonatale Outcome eines reifen Neugeborenen, dessen Mutter zwei Tage vor der Entbindung Knollenblätterpilze aß und zum Zeitpunkt des Kaiserschnittes eine mittelschwere Amatoxinvergiftung mit AST maximal 863 U/l und ALT 1051 U/l. hatte. Der Ehemann und ein Schwager verstarben an der gleichen Vergiftung, die Mutter genas vollständig. Die Serumwerte des männlichen Neugeborenen (Geburtsgewicht 3480g, 39 0/7 SSW, Apgar 8/10/10) für AST, ALT und GGT waren maximal 140 U/l, 51 U/l und 298 U/l. Der Quickwert betrug 78%, die PTT lag bei 38s. Bis auf einen geringen vorübergehenden Anstieg der Leberenzyme zeigten sich keine Laborveränderungen und keine klinischen Zeichen einer Amanitatoxinvergiftung des Neugeborenen bis zur Entlassung am 8. Lebenstag.

Schlussfolgerung: Dieser Verlauf spricht dafür, dass auch am Ende der Schwangerschaft – wie in den ersten sieben Schwangerschaftsmonaten – eine mittelgradige Amatoxinvergiftung der Mutter keine wesentlichen Krankheitszeichen beim Feten bzw. Neugeborenen verursacht.