Neuropediatrics 2006; 210 - P100
DOI: 10.1055/s-2006-946456

Evaluation eines Simulationsprogramms für Wärmetherapiegeräte

S Meyer 1, J Koch 2, F Loersch 1, T Schaible 1
  • 1Universität Heidelberg, Mannheim
  • 2Drägerwerk AG, Lübeck, D

Für gewisse Eingriffe müssen Früh- und Neugeborene aus einem Inkubator auf einen offenen Behandlungsplatz verlegt werden, der durch Strahlungswärme beheizt wird. Um dem Patienten nach der Behandlung schnell wieder den thermischen Komfort des Inkubators bieten zu können, wurden Geräte, so genannte Hybriden konstruiert, die in einfacher Weise von einen Inkubator in einen offenen Behandlungstisch verwandelt werden können. Die für die kleinen Patienten zum Überleben notwendige Wärme wechselt dabei die Art und Weise, wie sie zugeführt wird. Der Übergang von der Strahlungswärme in die Konvektionswärme vollzieht sich automatisch in kurzer Zeit. Also sollte die Veränderung vom offenen zum geschlossenen Zustand des Geräts und umgekehrt beim Patienten lediglich zu geringen Wärmeverlusten führen.

Reproduzierbare therapeutische Situationen wurden zu einem 80-minütigen Manöver zusammengefasst und an 20 Frühgeborenen durchgeführt. Die einzelnen Manöver wurden bei einem thermischen Gleichgewichtszustand des Frühgeborenen gestartet. Es schloss sich die Phase an, in der das Mikroklima beim Öffnen des Inkubators gestört wurde. Während der offenen Pflege wurde der Patient ausschließlich durch die Strahlungsheizung erwärmt. Das Manöver endete mit der Phase, in welcher der anfängliche thermische Gleichgewichtszustand nach dem Schließen des Inkubators wieder erreicht wurde. Die gleichen Manöver wurden ein zweites Mal durchgeführt, nun nicht mehr in der Realität, sondern im Computer mit dem von O. Bussmann und J. Koch entwickelten Thermosimulationsprogramm.

Die Ergebnisse des Programms zur Simulation der Thermoregulation von Früh- und Neugeborenen unter Einbeziehung des Wärmetherapiegerätes unter dynamischen Bedingungen zeigen, dass es heute möglich ist, verschiedene therapeutische Situationen während der Pflege zu simulieren. Damit ergeben sich Möglichkeiten systematischer Untersuchungen über Auswirkungen von Wärmetherapiegeräten auf den Wärmehaushalt von Frühgeborenen, insbesondere bei größeren Eingriffen und Öffnungen der Geräte. Der Einfluss der unterschiedlichen Reife von den kleinen Patienten kann dargestellt werden; das betrifft auch die Differenz zwischen der zentralen und peripheren Temperatur.

Die klinischen Ergebnisse zeigen, dass der Einsatz von derzeitigen Hybriden Kältestress bei den Patienten bewirken kann, der nach dem Öffnen des Inkubators entsteht. Es kann mehrere Minuten dauern, bis der Patient wieder seine normalen Körpertemperaturen erreicht. Das betrifft insbesondere unreife Frühgeborene. Wir halten den derzeitigen Einsatz von Hybriden an Frühgeborenen unter 1500g und jünger als 2 bis 3 Tage für bedenklich und können diesen Einsatz zumindest nicht ohne eine strenge Indikation empfehlen. Der Einsatz dieser Geräte an Frühgeborenen unter 1000g in den ersten 2 bis 3 Lebenstagen sollte für Notfälle bzw. operative Eingriffe vorbehalten sein.